Die Gründerinnen der Salzburger Watchgroup gegen sexistische Werbung.

Foto: Ursula Sargant-Riener

Was hat ein Skilift mit einer weiblichen, lasziv wirkenden Figur zu tun? Richtig: Gar nichts. Aus der dieStandard.at-Redaktion gibt es dafür eine Zitrone!

Foto: Screenshot, flachau.at

Der Anlass für die Gründung einer "Watchgroup gegen sexistische Werbung" könnte klassischer nicht sein: Das Restaurant Raschhofers Rossbräu verglich im Sommer 2010 auf seiner Speisekarte Schweinsstelzen mit Frauenbeinen und Knödel mit Brüsten. Den Salzburger SPÖ-Frauen reichte es: Mit 500 pinken Badeenten auf der Salzach wurden sie aktivistisch, um Aufmerksamkeit für Sexismus in der Werbung zu erreichen. Bei der Präsentation der neuen Watchgroup stellte das überparteiliche Bündnis ebenfalls einen Klassiker des Sexismus voran: Die Bergbahnen Flachau buhlen mit einem Barbiepuppen-ähnlichen Wesen, das in lasziver Pose neben einer Seilbahn platziert wurde, um WintersportlerInnen. Genau daran stößt sich hierzulande die zweite Initiative, die gegen sexistische Werbung mobilmachen will - und von der dieStandard.at-Redaktion gibt es gleich eine Zitrone obendrauf.

Die Salzburgerinnen sind neben einem Projekt in Graz die zweite Initiative, die gegen sexistische Werbung mobilmachen will. "Unser Ziel ist eine Werbelandschaft, frei von Sexismus", erklärt Barbara Sieberth, Sprecherin der Grünen Frauen Salzburg und eine der Gründerinnen der Initiative, am Freitag bei einem Pressegespräch. Möglich wurde die Initiative durch den Einsatz zahlreicher Frauen aus Politik, Verwaltung und NGOs bis hin zu privaten Aktivistinnen. Langfristig, so die SPÖ-Landtagsabgeordnete Nicole Solarz gegenüber dieStandard.at, soll die Vernetzung der Watchgroups zu einem bundesgesetzlichen Verbot sexistischer Werbung führen.

"Frauen sind keine Produkte. Keine Sexobjekte. Und freuen sich auch nicht täglich über neues Waschmittel. Es ist nicht einzusehen, dass Sexismus in der Werbung immer noch ein gängiges Mittel ist und als völlig selbstverständlich gesehen wird", erklärt Sieberth via Aussendung. Die Watchgroup ist in überparteilicher Zusammenarbeit mit Unterstützung aus Graz entstanden, wo es die "Watchgroup gegen sexistische Werbung" bereits seit 2009 gibt. Gerade in der Gründungsphase, die zirka ein Jahr dauerte, hätten die Salzburgerinnen vom Wissen der Grazerinnen profitiert, sagt Nicole Solarz gegenüber dieStandard.at.

Prozedere

Die Frauen haben inzwischen eine Webseite als zentrales Kommunikationsinstrument eingerichtet. Darin finden interessierte LeserInnen Aufklärung in Sachen "Was ist sexistische Werbung?", Antworten zu häufig gestellten Fragen und weiterführende Links. Über die E-Mail-Adresse watchgroup.salzburg@gmail.com können und sollen Beschwerden über sexistische Sujets zugeschickt werden.

Wie in Graz werden nun auch in Salzburg Sujets anhand eines Kriterienkatalogs analysiert. Werden diese von den zirka 15 Aktivistinnen als sexistisch eingestuft, ergeht eine Beschwerde an den Werberat, eine Institution, die zwar Unternehmen zum Einstellen von Werbungen auffordern kann, jedoch weitgehend sanktionslos agiert. Die Watchgroup wendet sich ebenso an die jeweiligen Unternehmen und fordert via Stellungnahme zum Stopp der Werbung auf. Auf der Homepage der neu gegründeten Watchgroup kann dann sowohl das Sujet als auch die Analyse und die Korrespondenz mit dem jeweiligen Unternehmen eingesehen werden.

Kriterienkatalog der DOKU Graz

Die Grundlage der Sujet-Analyse stellt für die Salzburgerinnen der Kriterienkatalog des Frauendokumentations- und Projektzentrums Graz (DOKU Graz) dar. Dieser umfasst die Reproduktion von Geschlechterklischees und Rollenbildern, die Sexualisierung oder Verfälschung des weiblichen Körpers sowie die Verharmlosung von Gewalt. Aber auch Mehrfachdiskriminierungen - also Sexismus gepaart mit Würdeverletzung bezüglich Alter, ethnischer Zugehörigkeit, Krankheit, Armut, Körpergewicht usw. - werden im Katalog festgehalten.

Die Strukturen der Salzburger Watchgroup gegen sexistische Werbung erinnern an viele andere Fraueneinrichtungen: Es gibt kein Budget und die aktiven Frauen arbeiten ehrenamtlich. Ist das dann ein weiterer Selbstausbeutungs-Verein? "Wir haben derzeit keine Kosten. Die Gründungs- und Aufbauphase war teilweise aufwendig, aber die laufende Arbeit wird uns nicht sehr beanspruchen, weil wir zum einen genug Leute sind, zum anderen gute Strukturen aufgebaut haben," sagt Solarz.

Auch in Wien gibt es seit einigen Monaten Verhandlungen über das Einsetzen einer Watchgroup gegen sexistische Werbung. Erfolglos blieben bislang jedoch die Tirolerinnen. Wie tirol.imzoom.info berichtet, wurde am 18. Jänner der von der SPÖ-Mandatarin Angela Eberl diesbezüglich eingebrachte Gemeinderatsantrag einstimmig angenommen, jedoch im Stadtsenat mit den Stimmen von FI (Liste "Für Innsbruck"), Grünen und ÖVP abgelehnt. (red, dieStandard.at, 3.2.2012)