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Masha Karell (als fragile Grizabella) in "Cats".

Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

Wien - Es gab schon vor Cats Musicals, und wahrscheinlich die besten des Genres. Mit Cats jedoch, 1981 in London uraufgeführt, begann schon irgendwie eine Ära - zumindest in Wien. Der seinerzeitige Intendant Peter Weck holte Andrew Lloyd Webbers Blockbuster hierher, er lief ein halbes Katzenleben lang (1983 bis 1990, etwa 2,31 Millionen Besucher), und er weckte bei den Weisen der Stadt die Monsterambition, die Vereinigten Bühnen Wien zum Musicalproduzenten aufzubauen, der die Welt mit Neuheiten beschenkt. Was London kann, können wir schon lange!

Dass keine der in Wien ersonnenen Produktionen (bei allem Erfolg von Elisabeth) international die Reichweiten von Cats schaffte, ist natürlich keine Schande. Dass die Anmaßung "Musicalmetropole Wien" allerdings bis heute ein kostspieliges Überangebot darstellt, das zu viel an städtischem Geld verspeist, ist jedoch ebenfalls ein nicht wegzudiskutierender ärgerlicher Eindruck. Angesichts der bedauernden öffentlichen Verweise auf schmale Kulturbudgets jedenfalls.

Ein eigenes Zelt

Es entbehrt insofern nicht einer gewissen Ironie, dass (während die VBW nun eine neue Intendanz suchen) gerade jenes Stück, das die gegenwärtige hochsubventionierte VB-Struktur mitauslöste, in Neu Marx in einem eigens errichteten Musical-Zelt auf eigenes Risiko gastiert und auch in seiner Umsetzung an die Version erinnert, die seinerzeit in Wien lief.

Dieser nostalgische Duft ist wohl erwünscht: Cats hat ja quasi keine Handlung, ist eine mit zweieinhalb Hits angereicherte Nummernrevue, in der diverse Katzencharaktere menschlich porträtiert werden. Es liegt somit all die Last des Gelingens auf der Reproduktion der alten Eindrücke und auf den in hautengen, bemalten Kostümen agierenden Darstellern.

Vor einer stilisierten Schrottplatzkulisse, wie sie sich der Regisseur der Uraufführung (Trevor Nunn) vorgestellt hat, ist denn auch einfach eine Tanzplattform zu finden, auf der das gute Ensemble mit ausreichend katzenhafter Körperkontrolle einige Verhaltensweisen der schnurrenden Vierbeiner vertanzt. Alle und alles sehr sympathisch. Gesungen wird passabel. Die meisten wären eine Erwähnung wert. Auf jeden Fall aber die zerbrechliche und mit einem neuen Leben beschenkte Grizabella (Masha Karell) und der dynamisch-eitel reüssierende Rum Tum Tugger (Dominik Hees).  (Ljubisa Tosic  / DER STANDARD, Printausgabe, 4./5.2.2012)