Kautschukbäume in Xishuangbanna.

Foto: An Yan

Die Bäume werden frühmorgens "angezapft" ...

Foto: An Yan

... und der Rohgummi tropft in die Schalen.

Foto: An Yan

Was einem als erstes ins Auge fällt, wenn man durch den Süden Yunnans (durch Xishuangbanna) reist, sind nicht enden wollende Reihen von Kautschukbäumen: eine unheimliche Monokultur von riesigen Ausmaßen. Von der ursprünglichen Vegetation ist wenig zu sehen; in Xishuangbanna gibt es vor allem Plantagen: Bananen, Tee, Teak oder eben Kautschukbäume. Der ursprüngliche Regenwald ist auf wenige kleine Areale begrenzt. Touristen mögen die hübschen Teeplantagen aber sehr gerne, und gegen Bananen kann man auch nicht viel einwenden, da es sich um ein Lebensmittel handelt. Aber die Kautschukbäume? Wofür sind die gut? Und vor allem: warum so viele?

Erst der Segen ...

Gummi bzw. Naturkautschuk ist eine Cash Crop, also eine Pflanze, die nicht zur Subsistenzwirtschaft, sondern zum Gelderwerb angebaut wird. In Xishuangbanna werden aufgrund des milden Klimas schon seit den 1950er Jahren Kautschukbäume angepflanzt. Einige Wissenschaftler halten den Anbau von Gummibäumen in diesen Lagen sogar für eine rein politische Strategie, um den "primitiven" Wanderfeldbau der Minoritäten zu beenden und einfach im sozialistischen Sinne Produktives zu etablieren, denn der landwirtschaftliche Ertrag fiel in den ersten Jahrzehnten mehr als bescheiden aus.

Doch seit Ende der 1980er Jahre fallen mit dem Ende der Kollektive immer mehr Brachflächen, kollektiv genutzter Regenwald und Subsistenznutzflächen den Kautschukbaumplantagen zum Opfer, damit die Besitzer mit dem erworbenen Geld etwa Strom, Gas, aber auch andere Konsumgüter bezahlen können. Der Anbau von Cash Crops wird von der Regierung als Beitrag zur Entwicklung der Region und zur Rohstoffautarkie durch Bereitstellung von Know-how und Material unterstützt und teilweise auch subventioniert. Im chinesischen Verständnis gelten Bäume generell als "Wald", sodass das Pflanzen von Kautschukbäumen als Aufforstung gewertet und belohnt wird. Dass aber von Umweltschutz und Biodiversität nicht die Rede sein kann, wird bei der Diskussion häufig ausgespart.

... dann die Probleme

Verkauft wird der Rohkautschuk vor allem im In-, aber auch im Ausland. Der Nachteil am Anbau von Cash Crops ist, dass der Gewinn vom Weltmarktpreis abhängt und somit sehr stark variiert. Das gleiche Problem ergibt sich beim Anbau von Teak, dessen Preise immer wieder stark schwanken. Zudem werden Wälder und Brachflächen in Erwartung hoher Gewinne bepflanzt, die eigentlich für das Überleben des Dorfes wichtig sind. Für einen nachhaltigen Wanderfeldbau, der in dieser Region traditionell betrieben wird, sind Brachflächen enorm wichtig. Kautschukbäume geben erst rund sieben bis acht Jahre nach der Pflanzung Kautschuk ab, sodass relativ langfristig geplant werden muss. Das steht dem häufigen Wechsel der Anbauflächen, der der lokalen Natur am besten angepasst wäre, entgegen. Mittlerweile ist auch wissenschaftlich erwiesen, dass die Umstellung der Landwirtschaft auf Kautschukbäume das Schwinden von Wasserressourcen, eine Verschlechterung der Bodenqualität und eine extreme Anfälligkeit für Schädlinge nach sich zieht.

Umweltschutz auf Chinesisch

Die chinesische Regierung erließ im Sinne des Umweltschutzes vor einigen Jahren ein Verbot der Abholzung. Das Verbot bedeutet aber nicht die allgemeine Anerkennung der schützenswerten Natur durch die Zentralregierung, sondern lediglich das Verhindern von Problemen im eigenen Land. Es wird durch die chinesischen Projekte in seinen Nachbarländern Laos und Burma konterkariert. Der Import von Nutzholz hat sich mehr als verzehnfacht. Das gilt auch für die Einfuhr von Naturkautschuk: China ist in der Region der Hauptabnehmer von Kautschuk. (An Yan, daStandard.at, 7.2.2012)