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Streikende Polizisten vor dem Parlamentsgebäude der Region Bahia.

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115 Morde, unzählige Plünderungen, Übergriffe und Vandalismus: Die Anzahl von Straftaten in Salvador seit vergangener Woche spricht Bände. Der Streik der Polizei in Brasiliens drittgrößter Stadt wird von Kriminellen offensichtlich als Freibrief für ungesetzliches Handeln aufgefasst. Nun muss die Armee einrücken, um die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen.

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Seit vergangenem Dienstag nehmen 20 Prozent der staatlichen Polizei - also um die 6.000 Beamte  - an einem Streik teil. Sie verlangen höhere Gehälter. Seither hat sich die normalerweise schon sehr hohe Mordrate binnen einer Woche verdoppelt. Mehr als 3.000 Armeemitglieder sind nun vorübergehend in der Region stationiert worden. Sie könne die Lage allerdings nur bedingt stabilisieren, sind sie doch für militärische Zwecke ausgebildet. Die meisten von ihnen sind außerdem weniger damit beschäftigt, die Sicherheit der Bevölkerung zu erhöhen, als damit, streikende Polizei zu überwachen. Dass in zwei Wochen die Karnevalsumzüge mit einer halben Million Teilnehmer in Salvador über die Bühne gehen, macht den Verantwortlichen zusätzliche Sorgen. Zehn Prozent aller Reservierungen von Touristen wurden mittlerweile wieder storniert, melden örtliche Tourismusbüros.

Die Region Bahia - deren Hauptstadt Salvador ist - hat in der jüngsten Vergangenheit einen wirtschaftlichen Wachstumsschub erlebt, der mit einem Anstieg der organisierten Kriminalität einherging.  Die Regierung ist damit überfordert, für die Sicherheit der Bevölkerung zu sorgen, wie die Ereignisse der vergangenen Tage zeigen.

2014 wird Salvador auch Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft sein. Politische Verantwortliche fürchten nun, dass die Touristen ausbleiben und die Region auf längere Sicht Schaden nehmen wird. "Niemand reist dorthin, wo er Angst um sein Leben haben muss", sagt Pedro Galvano, Leiter des Tourismusbüros in Bahia. (ted, derStandard.at, 7.2.2012)