Wien - 19 Schwerverbrecher - darunter fünf Mörder, sechs Betrüger, ein Serienbankräuber, ein Totschläger und ein Entführer - hat die Zielfahndungseinheit des Bundeskriminalamtes (BK) im Jahr 2011 ausgeforscht und festgenommen. Geografisch lagen die Schwerpunkte 2011 in Europa sowie in Nord- und Südamerika, berichtete das BK am Mittwoch auf seiner Website. Unter den Gefassten war etwa der Österreicher Otto Sandro H., der am 24. Juni festgenommen worden war. Er soll in Kärnten eine Prostituierte und auf seiner Flucht in Paraguay ein deutsches Touristenpaar ermordet haben.

"Es gibt genaue Regeln, ab wann wir in einen Fall einsteigen", sagte Helmut Reinmüller, Leiter der Zielfahndungseinheit im BK. Nämlich nur bei Verbrechen, die mit mehr als drei Jahren Haftstrafe bedroht sind und bei denen der Verdächtige mit internationalem Haftbefehl gesucht wird. "Wir suchen Schwerverbrecher, die Most-Wanted von Österreich sozusagen", sagte Reinmüller.

Reinmüllers Abteilung besteht aus fünf Fahndern, einen davon hat er für ein Jahr an die europäische Polizeibehörde Europol "verborgt". Üblicherweise hat jeder Mitarbeiter ein bis maximal zwei Fälle im Laufen. "Hat einer von uns eine heiße Spur, werden alle Kollegen zusammengezogen und widmen sich dem einen Fall", so der Ermittler.

Wenige Tage bis viele Jahre

Es gibt Fälle, die zehn Tage dauern, andere wieder führen erst nach jahrelangen Ermittlungen zum Erfolg. Ganz wichtig für die Fahnder ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und ein im Jahr 2010 gestartetes EU-Netzwerk. Seit der Gründung dieses Projektes wurden 47 Kriminelle ausgeforscht und festgenommen.

Die Lösung eines Falles gleicht einem Puzzlespiel. Am Beginn steht die Frage: "Wo kann der Gesuchte sein?", sagte Reinmüller. "Wir analysieren den Menschen von der Geburt bis zur Flucht." Welchen sozialen Status hat er? Welcher Sprachen ist er mächtig? Wer sind seine Freunde? Wie sieht sein soziales Umfeld aus? Wer sind wichtige Kontaktpersonen? "Oft sind zum Beispiel Schul- oder Studienkollegen wichtiger als Familienangehörige", erzählte Reinmüller.

"Wie kann man heute verreisen?"

"War einer z. B. zwei- bis dreimal auf Urlaub in Florida und spricht Englisch, wird er nicht nach Frankreich flüchten", schilderte der Fahnder. Wichtige Anhaltspunkte für die Ermittler sind Einreisebestimmungen der Länder oder ob es Auslieferungsabkommen mit dem Heimatland gibt. Auch die Geldgebarung ist wichtig. "Wo nimmt der Gesuchte Geld her?" "Wie kann man heute reisen?" "Welche Kommunikationsmöglichkeiten gibt es?"

"Wir arbeiten im Team. Jeder hat seine Ideen und Erfahrungen", erzählte Reinmüller. Gleichzeitig würden andere Experten des BK etwa Psychologen oder Experten aus der Kriminalanalyse beigezogen. "Alle Daten, die wir sammeln, schicken wir durch ein Spezialprogramm" - eine Analysesoftware für Polizeieinheiten, Zeit-Weg-Diagramme werden erstellt." (APA)