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Eine US-Soldatin auf Patrouille in der Provinz Nangarhar in Afghanistan.

Foto: Reuters/Erik de Castro

Washington - In der US-Armee können sich Soldatinnen künftig für deutlich mehr Posten auch in kämpfenden Einheiten bewerben. In einer neuen Richtlinie, die das US-Verteidigungsministerium am Donnerstag (Ortszeit) vorlegte, bleibt das Verbot für Frauen in Kampfeinsätzen aber offiziell weiterbestehen. Den US-Soldatinnen stehen demnach künftig 14.000 neue Stellen offen. Sie sollen etwa nicht mehr nur in Brigaden, sondern auch in den kleineren Bataillonen dienen dürfen - und damit häufiger an der Front. Außerdem dürfen sie als Panzermechanikerinnen oder an Raketenwerfern arbeiten.

Rund 238.000 Stellen bei der US-Armee bleiben nach Angaben aus dem Pentagon jedoch auch künftig Männern vorbehalten: Der Einsatz in Infanterie-, Panzer- und Spezialeinheiten bleibt Soldatinnen weiterhin untersagt.

Frauen an der Front längst Praxis

Denn im Prinzip will die US-Armee Frauen nicht in den Kampf schicken, auch wenn das in der Praxis längst passiert: Seit 2001 waren nach offiziellen Angaben rund 280.000 Soldatinnen im Irak und in Afghanistan im Einsatz. Das waren zwölf Prozent aller dort stationierten US-Truppen. 144 Soldatinnen kamen in beiden Ländern ums Leben - 79 von ihnen in Kampfeinsätzen.

Moderne Schlachtfelder hätten "keine klaren Frontlinien und sichere Rückzugsbereiche, Operationen zur Unterstützung des Gefechts sind über Kampfgebiete zerstreut", hieß es in der Mitteilung des Pentagon. Diese Faktoren hätten es zuletzt schon in Afghanistan und Irak schwieriger gemacht, die geltenden Regeln umzusetzen.

Positionen wie Sanitäter oder Aufklärer hatten Frauen schon seit längerem inne. Doch durften sie ihre Tätigkeit nicht direkt im Kampfgeschehen ausführen. Diese Regel diente dazu, Frauen hinter der Front zu stationieren und aus Gefechten herauszuhalten.

Nach "über zehn Jahren Krieg, in denen sich Frauen als unentbehrlich erwiesen haben", sei das Verteidigungsministerium zu der Entscheidung gekommen, ihnen mehr Einsatzmöglichkeiten zu bieten, sagte Vee Penrod, Personalverantwortliche im Pentagon.

Weitere Öffnung wird geprüft

Kritikern geht die neue Regelung nicht weit genug. Auch US-Verteidigungsminister Leon Panetta glaubt, "dass dies nur der Anfang, nicht das Ende eines Prozesses ist", wie Pentagon-Sprecher George Little in Washington sagte. Die Armee werde weiterhin prüfen, welche neuen Posten für Frauen geöffnet werden könnten. Die neue Richtlinie könnte binnen zwei Monaten in Kraft treten, wenn sich auch der Kongress dafür ausspricht.

Der republikanische Kandidat für die Präsidentschaftswahl Rick Santorum hält Frauen hingegen für nicht geeignet, Dienst an der Waffe zu tun. "Das könnte zu sehr unangenehmen Situationen führen", sagte er, weil Frauen Emotionen gehorchten, die nicht im Sinne der Mission seien. (red/APA)