Istanbul - Die türkische Staatsanwaltschaft hat am Montag im Zuge umstrittener Ermittlungen gegen mutmaßliche Unterstützer der kurdischen Rebellengruppe PKK erneut rund hundert Menschen festgenommen. Nach Fernsehberichten richteten sich die zeitgleichen Festnahmen in mehreren Städten besonders gegen Gewerkschaftsmitarbeiter. Laut dem türkischen Nachrichtensender NTV befanden sich bis zum Mittag insgesamt 109 Menschen in Polizeihaft.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit Jahren gegen mutmaßliche Mitglieder der Union der Gemeinschaften Kurdistans (KCK). Nach Einschätzung der Ermittler wird die Organisation von der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gesteuert und hat das Ziel, im südostanatolischen Kurdengebiet parallele Staatsstrukturen aufzubauen. Viele kurdische Kommunalpolitiker, aber auch Intellektuelle wurden bereits verhaftet. Nach Regierungsangaben liegt die Zahl der Verhafteten insgesamt bei 700, nach kurdischen Angaben rund fünfmal so hoch.

Die KCK-Ermittlungen sind umstritten, weil sie nach Meinung von Kritikern weit über das Ziel der Gefahrenabwehr hinaus gehen und inzwischen die Meinungsfreiheit gefährden. So befindet sich unter anderem ein wegen seines Engagements in Minderheitenfragen bekannter Verleger in Haft. (APA)