Gewinnerin des Laudimaxima-Awards: Stefanie Barz.

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Viele Wissenschafter können nicht von sich behaupten, bereits vor Fertigstellung der Dissertation einen Artikel im renommierten US-Wissenschaftsmagazinen Science und gleich zwei in Nature Photonics veröffentlicht zu haben. Die in Wien forschende Experimentalphysikerin Stefanie Barz ist eine dieser raren Ausnahmeerscheinungen. Für ihre Leistungen erhält sie demnächst von der Uni Wien eine besondere Auszeichnung: Am 12. März wird der gebürtigen Rheinland-Pfälzerin der nur alle zwei Jahre vergebene Laudimaxima-Award verliehen.

Barz' bislang wohl wichtigste Entdeckung, die sie gerade einmal vor knapp einem Monat publizierte, verschaffte ihr nicht nur viel Reputation, sondern brachte ihr auch in vielen populären Medien rund um den Globus Berichte ein: Barz gelang mit Kollegen der Uni Wien sowie mehrerer ausländischer Universitäten der Nachweis, dass ihr speziell konstruierter Quantencomputer dem Prinzip nach "völlig blind" rechnen kann. In Barz' Worten: "Er kann nicht unterscheiden, ob er gerade einen Code entschlüsselt oder einen Eintrag in einem Telefonbuch sucht."

Damit werde irgendwann einmal - einsatzfähige Quantencomputer sind noch relativ ferne Zukunftsmusik - völlig sicheres Cloud-Computing möglich, so Barz. Heute besteht bei der Auslagerung von Daten die Möglichkeit des Missbrauchs: Es lässt sich rekonstruieren, welche Abfrage gemacht wurde und welche Operationen der ausgelagerte Rechner durchführte. Absolute Geheimhaltung ist heute unmöglich.

Interesse an Physik entwickelte die heute 29-Jährige bereits im Gymnasium. Noch ganz ohne Mint-Kampagne inskribierte sie an der Uni Mainz allerdings nicht nur dieses Fach, sondern dazu auch noch Mathematik und Informatik. Zwischendurch ging es mit einem Erasmus-Stipendium für ein Jahr an die Königlich Technische Hochschule in Stockholm.

Ihre Leidenschaft für die wundersame Welt der Quantenphysik und deren seltsame Phänomene wie die spukhafte Verschränkung wurde dann aber wieder in Mainz geweckt: durch Anton Zeilinger, der dort Gastprofessor war. Ihre Diplomarbeit an der Uni Mainz schrieb Barz dann auch schon über ein quantenphysikalisches Thema, ehe sie nach Wien übersiedelte. Hier forscht sie nun seit mehr als zwei Jahren in der Arbeitsgruppe von Anton Zeilinger.

Worauf es ihr dabei ankommt? "Das Wichtigste ist, dass das Projekt interessant ist und noch niemand zuvor so etwas gemacht hat." Das Spannende am blinden Quantencomputer sei zudem gewesen, dass sie sowohl ihre Kenntnisse als Mathematikerin und Informatikerin wie auch jene als Physikerin einsetzen konnte. Für solche interessanten Projekte nimmt die Nochdissertantin auch gerne in Kauf, wenn die Arbeitswoche mehr als 40 Stunden hat. Für Ausgleich sorgen Ausdauersport, chinesische Kampfkünste und - seit sie in Wien lebt - auch die Oper und das Theater.

Apropos: Wie hält es die Informatikerin mit der Weitergabe privater Information? Stefanie Barz verwendet Facebook, Skype, Dropbox - aber alles sehr sparsam. "Man muss sich bewusst sein, dass heute alle Daten, die man dem Netz anvertraut, im Prinzip entschlüsselbar sind." Das wird sich erst dann ändern, wenn ihr Konzept des blinden Quantencomputers irgendwann einmal großflächig umgesetzt ist.