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Abstimmung in Lettland.

Foto: REUTERS/Ints Kalnins

Fast 28 Prozent der 2,2 Millionen Letten sind russischer Herkunft. Das Erbe aus Sowjetzeiten, in denen Moskau gezielt Russen in dem Baltikumland ansiedelte und die lokale Sprache vernachlässigte, wirkt bis heute nach. 1991 wurde Lettland, etwa so groß wie zwei Drittel Österreichs, unabhängig und betonte die neu gewonnene Freiheit auch sprachlich - Lettisch wurde einzige Amtssprache. Bisher müssen Bewohner Lettlands, die zwar Russisch, nicht aber Lettisch sprechen, eine Sprachprüfung ablegen. Erst wenn sie diese bestehen, können sie Staatsbürger werden. 320.000 Menschen sind bisher von dieser Regelung betroffen, rund 15 Prozent der Bevölkerung. Sie besitzen zwar ein Aufenthaltsrecht, dürfen aber etwa keine Beamtenstellung innehaben.

Am Samstag stimmt das EU-Mitgliedsland über die Annahme von Russisch als zweiter Staatssprache ab.

Etwa 1,5 Millionen Menschen sind am Sonntag wahlberechtigt, die russischsprachigen Nicht-Staatsbürger im Land nicht. "Es geht nicht nur um Sprache, sondern auch um Ehre", erklärte Abstimmungsorganisator Wladimir Linderman im lettischen Fernsehen. "Wir möchten nicht nur Bürger zweiter Klasse sein. Wir sind der Meinung, dass wir dieselben Rechte haben wie Letten." Die Gegner der Initiative fürchten den Verlust des nationalen Charakter Lettlands. Wer Lettisch nicht länger als einzige Amtssprache akzeptieren wolle, lehne Lettland als Staat ab, sagte Staatspräsident Andris Berzins, der sogar seinen Rücktritt ankündigte, falls die Volksabstimmung Erfolg haben sollte.

Das Parlament in Riga hat die Gesetzesvorlage fast einstimmig abgelehnt, lediglich die oppositionelle Minderheitenpartei "Harmoniezentrum" enthielt sich der Stimme. Auch Umfragen geben den Befürwortern wenig Grund für Optimismus, nur knapp ein Drittel spricht sich für Russisch als zweite Staatssprache aus. Hätte das Referendum wider Erwarten Erfolg, wäre erstmals Russisch Amtssprache in der EU. (red)