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Die Anker-Geschäftsführung rechnet wegen der Deutschland-Pleite von Müller-Brot nicht mit einer Folgeinsolvenz in Österreich.

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Wien - Die Stimmung in der Familie Ostendorf war schon besser. Vater Klaus hat die traditionsreiche deutsche Bäckereikette Müller-Brot in die Insolvenz geführt. Die Produktion in der Brotfabrik in Neufahrn bei München wurde schon vor zwei Wochen von der Lebensmittelbehörde gestoppt. Die Gründe sind nichts für Konsumenten mit empfindlichem Magen: Im Mehl wurden Maden entdeckt, in den Produktionsräumen Mäusekot. Der Betrieb mit 1100 Beschäftigten hatte schon in den vergangenen Jahren immer wieder massive Hygieneprobleme.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass Sohn Peter Ostendorf auf Distanz zu Müller-Brot geht. Er führt in Österreich die Geschäfte der Bäckereikette Anker, bei der die Familie ebenfalls Mehrheitseigentümer ist. "Wir führen aber einen hygienisch einwandfreien Laden", sagte Peter Ostendorf zum Standard. Aus dem Deutschland-Geschäft habe er sich schon vor drei Jahren zurückgezogen - "wegen unterschiedlicher Auffassungen" zwischen ihm und dem Vater. Näher wolle er die Sache aus familiären Gründen aber nicht kommentieren. Im österreichischen Firmenbuch steht freilich auch Vater Klaus noch immer als Vorstand der Ankerbrot AG.

Keine Folgeinsolvenz

Probleme aus der Deutschland-Insolvenz erwartet Peter Ostendorf nicht. "Es handelt sich um völlig getrennt geführte Unternehmen." Die Lieferbeziehungen seien nur "sehr gering" gewesen. Aus der letzten veröffentlichten Bilanz (2009) geht aber hervor, dass Anker nur deshalb nicht Insolvenz anmelden musste, weil ein Kredit von 2,7 Millionen Euro von den Eigentümern gewährt wurde.

Besteht also die Gefahr, dass diese Summe vom deutschen Masseverwalter fällig gestellt wird? "Nein", meint Ostendorf. Es habe sich um einen Privatkredit von ihm, seinem Bruder und seiner Mutter gehandelt, nicht von der Müller-Bäckerei.

Mittlerweile habe sich auch das Anker-Geschäft positiv entwickelt. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit habe 2010 rund eine Million Euro betragen, man habe nun wieder eine "ordentliche Eigenkapitalquote". Veröffentlicht wurde die Bilanz freilich noch nicht, weshalb eine Strafe von 700 Euro fällig wird.

Die verspätete Bilanzerstellung dürfte mit einem anderen Problem zusammenhängen. In der Fabrik in Wien-Favoriten bäckt Anker seit Jahren quasi in einem rechtsfreien Raum. Das Gebäude gehört seit dem Ausgleich im Jahr 2003 einem Bankkonsortium. 2008 wurde der Pachtvertrag gekündigt, Anker hat sich aber beharrlich geweigert, die Produktion einzustellen, Räumungsklagen blieben erfolglos. "So billig wie dort können sie nirgends produzieren", sagt ein Involvierter.

Bilanzprobleme

Nun wird seit Jahren über eine Lösung des Problems verhandelt. Anker möchte das Gebäude am liebsten zurückkaufen. "Wir sind in tollen Gesprächen mit den Banken", sagt Ostendorf. Er rechnet mit einem Ergebnis "in den nächsten Monaten". Das hieß es freilich auch im Vorjahr. Und in der 2009er-Bilanz wurde eine Einigung im Jahr 2010 als "realistisch" bezeichnet. Anderenfalls sei mit "negativen Auswirkungen" auf die Bilanzerstellung zu rechnen, schrieb man damals. (Günther Oswald, DER STANDARD, Printausgabe, 18./19.2.2012)