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Der Berglöwe nagt an Drittanbieter-Apps

Foto: AP

Mit der Vorschau auf OS X 10.8 Mountain Lion hat Apple viele neue Funktionen für sein Desktop-Betriebssystem angekündigt. Das System, das ab nun den Namenszusatz "Mac" nicht mehr trägt, wird sukzessive an die mobile Plattform iOS herangeführt. Gleichzeitig schickt sich Apple an, einige Drittanbieter-Apps für die eigene Plattform überflüssig zu machen.

iMessages vs. Instant Messenger

Wie bereits berichtet, gibt Apple den Desktop-Client iChat auf und bietet Nutzern ab Version 10.8 die neue Messages-App. Die Anwendung integriert nicht nur Google Talk, Yahoo Messenger, AIM und Jabber-Accounts, sondern ermöglicht auch den Versand von iMessages zu iOS-Geräten sowie Videochats über Facetime. User können darüber Fotos, Videos, Kontakte und andere Dateien teilen. Die Konversationen können dabei auch über alle iOS-Geräte synchronisiert werden. Neben der neuen Messages-Anwendung bleibt somit kaum mehr ein Zusatznutzen für Drittanbieter-Anwendungen. Aber auch klassische SMS dürften für Mac- und iOS-User damit unattraktiver werden.

Benachrichtigungen vs. Growl

Ebenfalls von iOS auf die Desktop-Plattform mitgenommen hat Apple die Nachrichtenzentrale. Dort landen unter Mountain Lion Hinweise zu neuen E-Mails, Erinnerungen, Kalender-Einträgen, Nachrichten aber System-Updates und Aktualisierungen von Drittanbieter-Apps. Apple macht damit das bisher zu diesem Zweck von vielen Mac-Usern eingesetzte Drittanbieter-Tool Growl überflüssig. 

iCloud vs. Dropbox

Mit iCloud bietet Apple seit dem Update auf iOS 5 einen eigenen Online-Speicher zum Synchronisieren von Dokumenten und für den Daten-Backup von iPhone, iPad und iPod Touch. Ab Mountain Lion will Apple nun auch den Desktop stärker in die iCloud einbinden. Über die Apple ID eines Nutzers werden Kontakte, Mail, Kalender, Messages, FaceTime und die Funktion Find My Mac automatisch konfiguriert. Über iCloud Documents werden Dokumente auf allen Geräten synchron gehalten. Entwickler von Drittanbieter-Apps können den iCloud-Support ebenfalls in ihre dokumenten-basierten Anwendungen integrieren.

Noch am Anfang

Damit zielt Apple in Richtung der zahlreichen Online-Speicher-Dienste wie Dropbox. Da es über iCloud noch nicht möglich ist, beliebige Dateien hochzuladen und auch anderen Nutzern zur Verfügung zu stellen, bleibt für Dropbox und Co derzeit aber noch ein wichtiger Mehrwert. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass Apple an der Übernahme von Dropbox interessiert war und mit iCloud offenbar noch viel vorhat.

Twitter-Integration vs. Tweetdeck

Wie bei iOS hat sich Apple auch für OS X für eine tiefere Twitter-Integration entschieden. Nutzer können direkt aus Safari, Quick Look, Photo Booth, der Vorschau und Drittanbieter-Apps heraus twittern. Twitter-Updates anderer User lesen kann man so zwar nicht, doch zum Abschicken der 140-Zeichen-Meldungen braucht man zumindest keinen Browser oder eigenen Twitter-Client mehr. Und in Zukunft könnten noch weitere Netzwerke integriert werden.

Erinnerungen vs. To-do-Apps

Auch die Erinnerungen (Reminders) können von Nutzern bald am Desktop-Rechner und MacBook genutzt werden. Damit lassen sich simple To-Do-Listen erstellen und über alle Macs und iOS-Geräte hinweg synchronisieren. Die zahlreichen Aufgaben- und Notiz-Anwendungen wie Evernote bieten zweifellos mehr Funktionen. Doch wer die Zusatzfeatures nicht benötigt, findet in der Apple-Anwendung ein ausreichendes Tool.

Entwickler müssen Mehrwert finden

Mit der Integration neuer Funktionen in das System werden User wohl auf einige Anwendungen von Drittanbietern verzichten. Den "Vorwurf", dass einigen Entwicklern somit die Grundlage für ihre Apps entzogen wird, gibt es schon lange. Entwickler müssen für ihre Apps einen Mehrwert finden, den Apple im Kernsystem nicht bieten kann. Vor allem für die zahlreichen Online-Speicher-Anbieter dürfte das in Zukunft schwer werden, zumal nicht nur Apple sondern auch Microsoft und Google hier ihre eigenen Systeme ordentlich nachrüsten. (br)