Wien - Jede Zeit hat ihr Symbol. Oder ihren Kultgegenstand. Und wenn man dieser Tage auf Straßen und in Autos schaut, drängt sich die Frage auf, woraus die Menschen getrunken haben, bevor die Getränkeindustrie die so genannte Sportflasche samt gleichnamigem Verschluss auf den Markt geworfen hat. Wie hat man das Leitungswasser früher im öffentlichen Raum, in Büros und Schulen mit sich herumgetragen?

Ventilatoren gibt es in ganz Wien derzeit keine mehr

Egal: Es ist heiß - und Wasser trinken ist erste Bürgerinnen- und Bürgerpflicht. (Die zweite lautet "im Schatten bleiben", dann folgen "keine körperliche Anstrengung" und "kein Alkohol".) Zum Selbstschutz - denn Ventilatoren gibt es in ganz Wien derzeit keine mehr. Dafür verzeichnete die Wiener Rettung am Mittwoch rund 15 Prozent mehr Einsätze. Auch im Raum Linz müssen die Einsatzkräfte am Tag zehn bis 15 Einsätze fahren, an normalen Tagen seien es drei bis vier, so die Leitstelle vom Roten Kreuz in Oberösterreich. Besonders häufig würden ältere Menschen kollabieren, die an Badeseen in der Sonne braten.

Anstieg der bodennahen Ozonwerte

Hand in Hand mit jeder Heißwetterphase geht auch der Anstieg der bodennahen Ozonwerte. Ob die Ozon-Vorwarnstufe (Drei-Stunden-Mittelwert über 200 Mikrogramm pro Kubikmeter an zwei Messstellen im Überwachungsgebiet bei steigender Belastung) im Raum Wien erreicht werden würde, war Mittwochnachmittag noch unklar.

In Vorarlberg wurde vergangenen Sommer der Vorsorgegrenzwert an 40 Tagen überschritten. Bedingt durch die Schönwetterperiode nähert sich die Ozonbelastung (am Dienstag lagen die Dreistundenmittelwerte zwischen 141 und 167 Mikrogramm/Kubikmeter) wieder dem Grenzwert.

Fahrschein gegen Ozon Für die Grünen ein "unzumutbarer Zustand". Vorstandssprecher Johannes Rauch fordert Maßnahmen zur Verkehrsreduktion, weil das steigende Verkehrsaufkommen Hauptverursacher des Sommersmogs sei. Preiswerte "Stopp-Ozon-Tickets" sollen den Umstieg auf Öffis erleichtern, Tempolimits (100 km/h für Pkw auf der Autobahn und 60 km/h für Lkw) den Schadstoffausstoß vermindern. Auf Rasenmähen und Flugsport sollte verzichtet werden. (DER STANDARD Printausgabe 12.6.2003)