"Die Beschreibung und die Einteilung der psychiatrischen Erkrankungen ist natürlich noch immer sehr deskriptiv. Doch immer mehr kommen auch biologische Faktoren hinzu. Bei der Alkoholerkrankung kann man zum Beispiel über bestimmte Laborparameter erkennen, ob es einen Rückfall gegeben hat. In der Diagnose der Alzheimer-Demenz ist die Magnet-Resonanz-Spektroskopie ein zusätzliches Mittel, um eine eventuelle Alzheimer-Krankheit von anderen Demenzen zu unterscheiden", erklärte Tagungspräsident Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Fleischhacker, Vorstand der psychiatrischen Universitätsklinik in Graz. Trotzdem steckt die objektive "technische" Wissenschaft bei der Beurteilung von Symptomen noch in den Kinderschuhen.
Vereinheitlichung
Umso wichtiger ist es gerade in der Psychiatrie deshalb, zumindest die für Patient und/oder Arzt erkennbaren beschreibenden Merkmale einer Erkrankung international zu vereinheitlichen und überhaupt einfacher zu machen. Fleischhacker: "Vor allem aus den USA kommt die Tendenz, die Diagnosen einfacher und somit auch leichter anwendbar zu machen." Das sei Konsequenz der pragmatischen Zugangsweise der Amerikaner. International einheitliche Kriterien erlauben aber auch erst globale Vergleiche und klinische Studien.
Dabei gilt es auch klar herauszufiltern, was denn wirklich die Haupt- und die Nebenkriterien sein müssen, die auf das Vorliegen einer Erkrankung schließen lassen. Der Psychiater: "Wir leiden auf Grund unserer verschiedenen kulturellen Einflüsse auch anders. Der Wiener wird beispielsweise bei einer Depression eher verdrießlich und grantig reagieren. Im südlichen Ländern klagen die Patienten weniger, sie haben mehr körperliche Symptome." Jede Einteilung ist also auch eine Gratwanderung zwischen den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der Kulturen in Gesundheit und Krankheit.