Belgrad hatte bisher die Anträge, die Protokolle der Sitzungen des Obersten Verteidigungsrates auszuhändigen, immer wieder mit der Begründung zurückgewiesen, dass sie während der NATO-Bombardements im Frühjahr 1999 vernichtet worden seien. In Belgrad wird auch die These vertreten, dass dem Tribunal volle Einsicht in bestimmte Dokumente verweigert werden soll, wenn dadurch die Staatsinteressen bedroht würden. Die beantragten Dokumente werden im Prozess gegen Milosevic benötigt.
Kosovo
Belgrad muss UNO-Tribunal wichtige Militärdokumente zustellen
Papiere für Milosevic-Prozess benötigt
Den Haag/Belgrad - Das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den
Haag hat Belgrad am heutigen Donnerstag aufgefordert, ihm innerhalb
der Monatsfrist wichtige Militärdokumente zuzustellen. Es handelt
sich um die stenografischen Protokolle der Sitzungen des Obersten
Verteidigungsrates für die Zeitspanne von 1992 bis 2000. Der
einschlägige Beschluss des Tribunalsenates in der Causa des einstigen
jugoslawischen Staatschefs, Slobodan Milosevic, war bei einer
Verhandlung am 5. Juni auf Antrag der Tribunalsanklage gefasst und
heute in Den Haag veröffentlicht worden, meldete der Belgrader Sender
B-92.
Die Tribunalsanklage hatte die Fotokopien der beantragten
Dokumente besorgt, braucht aber auch die Originaldokumente. Es wird
angenommen, dass die Anklage zu den wichtigen Abzügen dank einiger
der "Haager Kandidaten" in Belgrad gekommen war, die um eine
Besserstellung vor dem Tribunal bemüht sind, falls sie angeklagt
werden.(APA)