Wie tot ist die "Roadmap"? Noch bevor das US-Team, das den dreistufigen Friedensfahrplan für Nahost überwachen soll, in Jerusalem eintraf, ist Israels Regierungschef schon auf dem Weg zur Ausfahrt. Und die palästinensischen Extremisten - ohnehin nie Partner dieser Vereinbarung - fordern alle Ausländer auf, Israel zu verlassen, eine Welle neuer Gewalt vorwegnehmend. Doch John Wolf, der Leiter der Monitoring-Gruppe, wird nicht mehr umkehren, und auch nicht sein Auftraggeber, US-Präsident George W. Bush. Zumindest nicht vor dem Präsidentschaftswahlkampf.

Bushs Verhältnis zu Ariel Sharon, dem israelischen Premier, den er einmal einen "Mann des Friedens" nannte, ist komplexer geworden, als es die zahlreichen freundlichen Besuche des Likud-Chefs im Weißen Haus in den vergangenen zwei Jahren vorspiegeln mochten. "Wie haben ein Problem mit Sharon", soll Bush seiner Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice beim Nahostgipfel in Akaba vergangene Woche gesagt haben, "aber ich mag diesen jungen Mann (den neuen palästinensischen Sicherheitschef Dahlan), und ich glaube, ihr Premierminister (Mahmud Abbas) kann nicht lügen. Wir können mit ihnen arbeiten."

Diese und weitere Bemerkungen Bushs, über die Israels linksliberale Tageszeitung Ha’aretz unter Berufung auf einen Teilnehmer berichtete, mögen so oder anders gefallen sein: Der US- Präsident weiß, dass er mit seinem persönlichen Engagement für ein Friedensabkommen Neuland betreten hat; seine Schwarz-Weiß-Rhetorik vom weltweiten Antiterrorfeldzug (Wer nicht für uns ist, ist gegen uns) reicht für eine Vermittlerrolle in Nahost nicht aus. Was kann Bush aber nun beeinflussen? Solange Mahmud Abbas, der palästinensische Premier, ein "Küken ohne Federn" sei, werde Israel den Kampf gegen den Terror allein erledigen, hat Sharon gesagt: Bush wird rasch nachhelfen müssen, damit Premier Abbas Flügel wachsen.(DER STANDARD, Printausgabe, 13.6.2003)