Innsbruck - Der Anteil von fehlerhaften Ergebnissen bei Gentests in Österreich ist offenbar verschwindend gering. Lediglich in rund einem Prozent der Fälle würden Labors falsche Befunde liefern, erklärte Johannes Zschocke, Direktor der Sektion für Humangenetik an der Medizinischen Universität Innsbruck anlässlich einer Tagung des "Europäischen Netzwerks für Qualität in der Molekulargenetik" (EMQN) in der Tiroler Landeshauptstadt.

An die 5.000 Gentests führt das Innsbrucker Institut laut Zschocke derzeit pro Jahr durch. Österreichweit dürften es mehrere Zehntausend sein, meinte der Mediziner. Neben Innsbruck gebe es in Österreich auch in Graz und Wien Institute für Humangenetik.

Diagnose von Krankheiten

Der Schwerpunkt bei Gentests liege generell derzeit auf der Klärung der Ursachen von Entwicklungsstörungen bei Kindern. Zudem konzentriere man sich vor allem auf die Diagnose von kardiologischen Erkrankungen sowie von Krebsleiden, darunter vor allem Brust- und Darmkrebs. In Innsbruck alleine fertige man derzeit Analysen für über 100 verschiedene Krankheiten an, sagte Zschocke. Insgesamt gebe es "viele Hunderte" genetisch charakterisierte Krankheiten. "Jede Woche kommen neue dazu", meinte der Humangenetiker.

Die Menschen seien vom Erbgut nicht vorherbestimmt, ein Gentest sei nichts Anderes als eine "Vorhersage", welche Risiken man habe. Chorea Huntington, eine vererbliche Erkrankung des Gehirns, sei zum Beispiel zu hundert Prozent genetisch bedingt. Die Wahrscheinlichkeit aufgrund der erblichen Vorbelastung an Brustkrebs zu erkranken, liege wiederum bei rund 80 Prozent. "Und dann gibt es wieder andere Krankheiten, bei denen die Wahrscheinlichkeit bei lediglich 20 Prozent liegt", erläuterte Zschocke.

Gerhard Pölzl, Leitender Oberarzt an der Innsbrucker Universitätsklinik für Kardiologie, gab im Rahmen des Pressegesprächs einen Einblick in die Zusammenarbeit zwischen seinem Bereich und der Humangenetik. Beispielsweise seien bei einer Verdickung der Herzmuskelwände die Ursachen oft nicht endgültig zu klären. Ein Gentest könne diese jedoch näher definieren und eingrenzen. "Solche Patienten haben ein hohes Sterblichkeitsrisiko, es droht oft ein plötzlicher Herztod. Ein Test kann zusätzliche Informationen liefern, wer mehr und wer weniger gefährdet ist", meinte Pölzl. Darauf könne man dann etwa mit dem Einbau eines automatischen Defibrillators reagieren. Außerdem könne man Nachkommen der Erkrankten entsprechend beraten.

Gen-Tests im Internet 

Die Innsbrucker Experten wiesen auch darauf hin, dass die Koppelung von Diagnose und Beratung gerade im Rahmen gendiagnostischer Abklärungen besonders wichtig sei. Das österreichische Gentechnikgesetz (GTG) schreibe vor, dass vor und nach einer genetischen Analyse eine genetische Beratung durch einen Facharzt für Medizinische Genetik erfolgen muss. Die betroffene Person müsse über das Wesen, die Tragweite und die Aussagekraft der Analyse informiert sein, und hat jederzeit das Recht, auf die Mitteilung des Ergebnisses zu verzichten. Wenn Gen-Tests im Internet direkt an testwillige Personen verkauft würden, könnten zentrale Anforderungen wie die kompetente, persönliche genetische Beratung durch einen Arzt oder der Schutz von Minderjährigen nicht eingehalten werden. Die Experten raten von Internettests ab, da sie ohne ärztlichen Kontakt und ohne Kontrolle der Identität angefordert werden können. Oft sei der behauptete medizinische Nutzen stark übertrieben oder wissenschaftlich nicht belegt. Aus gutem Grund seien solche Tests daher in Österreich untersagt. (APA/red)