In EU-Kreisen war schon seit Monaten ausgemacht, dass Serbien den Kandidatenstatus als Wahlzuckerl für Staatschef Boris Tadic bekommen soll. Und auch die Lösung lag schon seit ewig in den Schubladen der Diplomaten. Dass nun in allerletzter Minute eine Einigung zustande kam, hat auch weniger mit der Initiative von Frankreich, Italien und Österreich zu tun, als damit, dass Berlin seit Sommer einen starken Druck auf Belgrad aufgebaut hat, damit endlich die Vereinbarungen, die es mit Prishtina getroffen hatte, umgesetzt werden. Der Druck wirkte.

Der ganze Theaterdonner um den Kandidatenstatus gehört zudem zur Wahlkampfstrategie von Tadic, der sich gegen seinen Konkurrenten, den Populisten Tomislav Nikolic, als Garant für den Weg nach Europa präsentieren will. Und Rom, Paris und Wien spielten die Begleitmusik dazu. Die letzten Monate haben allerdings gezeigt, dass Tadics Demokratische Partei und die Regierung in Belgrad auf die Serben im Nordkosovo de facto kaum Einfluss haben. Deshalb ist die jetzige Einigung auch kein Garant für Ruhe an der Grenze zum Kosovo, den Abbau der Straßenbarrikaden oder die Integration der Serben in die kosovarischen Strukturen.

Der Deal ist aber trotzdem wichtig, und zwar für die gesamte Region. Denn die EU-Staaten haben signalisiert, dass sie nicht zulassen wollen, dass einer der Balkanstaaten versucht, einen anderen auf dem Weg in die EU zu blockieren - was Kosovo noch in den letzten Tagen probiert hatte. (DER STANDARD Printausgabe, 25.2.2012)