Wie das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, gibt es neue Zweifel an der Einzeltäter-Theorie im Fall Natascha Kampusch. Demnach sollen die Untersuchungen des eigens für den Fall eingerichteten parlamentarischen Geheimausschusses den Verdacht bestätigen, dass Wolfgang Priklopil nicht alleine gehandelt hat.
Priklopil hat offiziellen Angaben zufolge Selbstmord begangen, indem er sich vor einen fahrenden Zug stürzte. Fotos des Leichnams würden aber einen "nahezu unversehrten Körper, mit abgetrenntem Kopf", zeigen. Wäre Priklopil tatsächlich von einem Zug erfasst worden, hätte sein Körper Experten zufolge anders zugerichtet sein müssen.
Authentizität des Abschiedsbriefs umstritten
Dem Magazin zufolge erhärten diese Ermittlungsergebnisse den Verdacht, dass Priklopil bei seinem Selbstmord geholfen wurde oder dass er sogar getötet wurde. Zudem sei nie eine umfassende Obduktion des Leichnams durchgeführt worden, und auch der Eisenbahner, der den Toten gefunden hatte, soll nie einvernommen worden sein.
Zweifel gibt es auch an der Echtheit des Abschiedsbriefs von Priklopil. Das angeblich einzige handgeschriebene Wort "Mama" könnte auch von Priklopils bestem Freund geschrieben worden sein.
Amon: "Einzeltätertheorie schwer aufrechtzuerhalten"
"Aus meiner Sicht ist eine Einzeltätertheorie nur schwer aufrechtzuerhalten", sagte der Vorsitzende des Ausschusses, Werner Amon (ÖVP), dem "Spiegel": "Zum ersten Mal liegen uns sämtliche Kampusch-Akten sowie alle Bild- und Tondokumente vor, darunter auch Material, das dem früheren Ermittlungsausschuss des Innenministeriums nicht zur Verfügung stand."
Amon betont aber auch, dass er "kein Anhänger von Verschwörungstheorien" sei. Es gebe jedoch "ein dickes Dossier über unterlassene Ermittlungsschritte. Die volle Wahrheit muss nun ans Licht."
Laut einem Bericht der "Kronen Zeitung" von Montag sollen dabei internationale Experten aushelfen. Bis spätestens Ende März sollen die Mitglieder des Ausschusses zu einer Beurteilung kommen, dann kann der Fall offiziell abgeschlossen oder wiederum neu aufgerollt werden. (red, derStandard.at, 26.2.2012)