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Assange bei der Pressekonferenz in London.

Foto: AP/Wigglesworth

London/Washington - Die Enthüllungsplattform Wikileaks hat nach eigenen Angaben damit begonnen, mehr als fünf Millionen E-Mails der US-Sicherheitsfirma Stratfor zu veröffentlichen. Wie Wikileaks am Montag in einer Mitteilung im Internet erklärte, stammen die Mails aus der Zeit zwischen Juli 2004 und Ende Dezember 2011. Den Angaben zufolge legen sie die Arbeitsweise von Stratfor offen. Eine Anfrage der Nachrichtenagentur dpa bei Stratfor im texanischen Austin am späten Sonntagabend blieb zunächst unbeantwortet.

Das Material enthalte Informationen über die Angriffe der US-Regierung auf Wikileaks-Gründer Julian Assange. In mehr als 4.000 E-Mails komme Assange oder Wikileaks vor, hieß es in der Mitteilung.

Assange: "Große Story in drei bis vier Tagen" zu erwarten

Wikileaks-Gründer Julian Assange hat weitere Enthüllungen in den nächsten Tagen angekündigt. Es gehe um die Aktionen, denen Wikileaks selbst ausgesetzt sei. "Die große Story wird in etwa drei bis vier Tagen herauskommen", sagte Assange am Montag in London.

Assange erhob schwere Vorwürfe gegen das Sicherheits-Unternehmen Stratfor. Es beobachte gegen Bezahlung Aktivisten im indischen Bhopal, die sich mit der dortigen Chemiekatastrophe beschäftigten, ebenso wie Aktivisten der Tierschutzorganisation Peta im Auftrag von Coca-Cola, sagte Assange: "Sie betreiben schäbige Geschäfte."

Wikileaks hat nach Angaben seines Gründers gemeinsam mit 25 anderen Medien aus aller Welt für mehrere Monate die Aktivitäten von Stratfor unter die Lupe genommen. Herauskommen sei ein Skandal enormen Ausmaßes, sagte Assange.

Stratfor war Ziel von Anonymous

Assange hält sich in Großbritannien auf und wehrt sich gegen eine Auslieferung nach Schweden. Dort werden ihm Vergewaltigung und sexuelle Belästigung vorgeworfen. Er selbst sieht hinter dem Verfahren einen Racheakt für die Veröffentlichungen seiner Enthüllungsplattform. Wikileaks hatte tausende vertrauliche Informationen der US-Behörden und -Geheimdienste, unter anderem zu den Kriegen in Afghanistan und im Irak, an die Öffentlichkeit gebracht.

Die E-Mails würden unter anderem zeigen, wie Stratfor ein globales Netz von Informanten rekrutiert habe und bezahle, schrieb Wikileaks im Internet. Stratfor liefert nach eigenen Angaben Analysen zur internationalen Lage. Laut Wikileaks ist Stratfor unter anderem für amerikanische Rüstungsfirmen und US-Regierungsstellen tätig.

Im Dezember war das Unternehmen Ziel eines Hackerangriffs von Anonymous. Die Hackergruppe veröffentlichte damals Links mit 75.000 Namen, E-Mail-Adressen, Kreditkartennummern und Passwörtern von Stratfor-Kunden. Zudem waren Benutzernamen und Passwörter von 860.000 Menschen einsehbar, die sich auf der Webseite des Unternehmens angemeldet hatten. Auch rund 50.000 E-Mail-Adressen von Vertretern der US-Regierung wurden veröffentlicht.

Dass die Informationen auf wikileaks von der Anonymous-Bewegung stammten, bestätigte Assange bei der Pressekonferenz nicht. "Wir reden nicht über Quellen", sagte er.

Reaktion von Stratfor

Stratfor erklärte in einer Reaktion, dass das Unternehmen offensichtlich durch die Veröffentlichung der Mails zum Schweigen gebracht und eingeschüchtert werden solle. Einige der E-Mails "dürften gefälscht oder um Ungenauigkeiten verändert worden sein; einige dürften echt sein". Das früher unter dem Namen Strategic Forecasting bekannte Unternehmen bietet als Abonnement-Dienst geopolitische Analysen an. Die Informationen würden mit geheimdienstlichen Mitteln besorgt. (APA)