Das Theaterstück "Radowan III." von Dušan Kovačević läuft schon seit 25 Jahren erfolgreich in Belgrad. Jetzt kommt es nach Wien.

Foto: Ludwig Drahosch

Manche wollen in der Tragikomödie den typischen Balkan-Humor erkennen. Vor im Hals stecken bleibenden Lachern sei gewarnt.

Foto: Ludwig Drahosch

Radowan III, Choleriker und seit seinem 30. Lebensjahr in Frühpension, lebt mit seiner Frau Rumenka und den Töchtern Katitza und Georgina im zwölften Stock eines Hauses fern der geliebten Heimat. Zwischen Radowans Dynastie und seinen Nachbarn, den Wilotitschs, herrscht Krieg. Warum und wer angefangen hat? Schon lange unwichtig. Der Kriegszustand ist zur Legitimation seiner selbst geworden. Radowans Tochter Georgina ist von Marko, einem geflüchteten Wilotitsch-Sohn, schwanger. Wegen der anhaltenden Feindschaft darf sie das Kind der Schande seit fünf Jahren nicht zur Welt bringen. Aus Rache wird einer der 18 Wilotitsch-Sprösslinge als Geisel genommen. Doch da wird der böse Marko Wilotitsch vom längst verstorbenen Wassilije aus Radowans Dynastie ermordet.

Dafür wollen die Wilotitschs natürlich blutige Vergeltung. Die Schleifsteine werden gezückt, Klingen gewetzt, die Familienmitglieder positionieren sich wie Armeen, ein unabwendbares Blutvergießen steht bevor. Blinder Hass und Rachedurst leiten den Anfang vom Ende des Nachbarschaftsstreits ein und die Begleichung der über Jahrhunderte akkumulierten bilateralen Schuld steht kurz bevor.

Im Mittelpunkt des Stückes von Dušan Kovačević steht das unreflektierte Individuum, unfähig, den Klauen der Ideologien zu entkommen. Die Protagonisten der absurden und grotesken Situation hängen an den selbst gesponnenen Fäden des Wahnsinns, Marionetten aus Überzeugung. Hinter den sehr ernsten Scherzen des Stückes lauert eine tragische Wahrheit: "Lass meine Heimat in Ruhe! Für meine Heimat bin ich imstande zu töten, ohne lange zu überlegen."

Das erfolgreiche serbische Theaterstück "Radowan III." läuft in der Übersetzung von Milo Dor ab dem 14. März im 3raum-Anatomietheater in Wien. Weitere Termine: 15., 16., 17., 18. März (19.30 Uhr). (red, daStandard.at, 26.2.2012)