New York/Jerusalem - Der UN-Generalsekretär Kofi Annan hat sich nach der neuen Welle der Gewalt für die Entsendung einer bewaffneten Friedenstruppe in den Nahen Osten ausgesprochen. In einem Interview mit der israelischen Zeitung "Haaretz" und dem Fernsehsender "Channel Two News" sagte Annan, diese Friedenstruppe könnte als Puffer zwischen Israelis und Palästinenser stationiert werden.

Grundsatz der Verhältnismäßigkeit

Offenkundig seien die beiden Konfliktparteien unfähig, ohne fremde Hilfe zu einer Regelung zu kommen. Eine Friedenstruppe sollte stationiert werden, um zu helfen, die Situation zu beruhigen und einen Fortgang der Verhandlungen zu erlauben. Die Maßnahmen dazu müssten sich aber am Grundsatz der Verhältnismäßigkeit orientieren. Er gestand Israel das Recht zu, seine Bürger zu beschützen. Dennoch müsse Israel den Palästinensern in den Autonomiegebieten das Leben erleichtern und trotz der Gewalt weiterhin Verhandlungen führen, betonte Annan.

Israel will keine bewaffnete Friedenstruppe

Israel ist gegen die Entsendung einer "bewaffneten Friedenstruppe" in den Nahen Osten. Diese war von UNO-Generalsekretär Kofi Annan angesichts der neuen Welle der Gewalt in einem Interview der israelischen Zeitung "Haaretz" vorgeschlagen worden. "Das ist keine gute Idee", sagte Israels stellvertretender UNO-Botschafter Arye Mekel am Freitag in New York. "Es gibt keinen Bedarf für ein Eingreifen oder eine fremde Truppe." Israel könne sich selbst verteidigen.

Annan sagte "Haaretz" und dem Fernsehsender "Channel Two News", diese Truppe könnte als "Puffer zwischen Israelis und Palästinensern" stationiert werden. Offensichtlich seien beide Seiten unfähig, ohne fremde Hilfe zu einer Regelung zu kommen.

Demonstration bei Beerdigung

Knapp 20.000 Palästinenser haben unterdessen im Gazastreifen bei der Beerdigung von sieben Opfern israelischer Angriffe gegen Israel demonstriert. Mehrere Dutzend bewaffnete und vermummte Mitglieder radikalislamischer Palästinenserorganisationen wie der Ezzedin-el-Kassam-Brigaden, des Islamischen Dschihad und der El-Aksa-Brigaden gaben bei der Bestattung im Flüchtlingslager Bureij Luftschüsse ab und schworen Rache für die Toten.

In dem Flüchtlingslager wurden der am Mittwoch bei einem israelischen Raketenangriff getötete Hamasführer Yasser Taha sowie seine ebenfalls getötete Frau und dreijährige Tochter bestattet. "Ihr werdet unsere Antwort bald hören", drohte ein vermummtes Hamas-Mitglied über Lautsprecher. "Wir werden überall und immer zuschlagen." Tausende weitere Palästinenser nahmen an der Beerdigung von vier weiteren Opfern im Flüchtlingslager El Shatah und in Sheikh Radwan im Norden der Stadt Gaza teil. Die Palästinenser waren ebenfalls bei dem israelischen Angriff am Donnerstag getötet worden. Ein weiterer Palästinenser, der dabei verletzt worden war, starb am Freitag.

Neue Anschläge

In der Nähe der jüdischen Siedlung Newe Tsuf wurden zwei israelische Frauen durch palästinensische Schüsse schwer verletzt, wie aus Armeekreisen verlautete. Die beiden Frauen seien in einem Auto unterwegs gewesen, als die Schüsse fielen. Ein anonymer Anrufer bekannte sich bei der Nachrichtenagentur AFP im Namen der El-Aksa-Brigaden zu dem Anschlag.

In der israelischen Ortschaft Sderot nahe der Grenze zum Gazastreifen schlug nach israelischen Angaben am Nachmittag eine palästinensische Kassem-Rakete ein. Das Geschoss sei vom Norden des Gazastreifens aus abgefeuert worden und habe beim Einschlag ein Haus beschädigt, meldete der Armeerundfunk. Fünf Menschen hätten dabei einen Schock erlitten. (APA/dpa)