Wien - Die soeben veröffentlichten Verfassungsschutzberichte in Deutschland sowie Erhebungen des Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) konstatieren zahlreiche Kontakte zwischen rechten Gruppierungen in Deutschland und Österreich. Im Folgenden zwei Beispiele:

Beispiel 1 - "Heimattreue Deutsche Jugend": "Personelle Überschneidungen mit der Neonaziszene" attestiert der Verfassungsschutz des deutschen Landes Brandenburg der "Heimattreuen Deutschen Jugend" (HDJ). Ein Auftritt am 8. März 2003 in Oberösterreich habe laut DÖW die guten Österreich-Connections der HDJ gezeigt. Demnach führten die deutschen Rechtsextremisten beim "Tag der Volkstreuen Jugend" im Bezirk Linz-Land ein Laienspiel auf. Der Veranstalter war der "Bund freier Jugend" (BfJ), der aus der Nachwuchsorganisation der laut DÖW rechtsextremen Arbeitsgemeinschaft für Demokratische Politik (AFP) hervorgegangen ist.

Im Gästebuch der HDJ-Homepage finden sich dem Dokumentationsarchiv zufolge als Beleg für diese Kontakte auch diverse Einträge von Sympathisanten aus Österreich. Die HDJ tauchte zuletzt auch in der Wochenzeitschrift "Zur Zeit" auf. Dort wird eine CD zum Gedenken an Alexander Scholz, einer der HDJ-Gründer rezensiert. In "Zur Zeit" sind Postfachadresse und Telefonnummer der HDJ angeführt, über die CD heißt es: "Fast schon vergessene Heimat- und Fahrtenlieder sind auf der CD (12 Euro) enthalten, die das Gemeinschaftsgefühl stärkt und ein wohltuendes Gegengewicht zu zeitgeistigen Liedern unserer Zeit ist!"

Beispiel 2 - Der Witikobund: Der Witikobund wurde laut DÖW 1947 von ehemaligen Parteigängern des Führers der sudetendeutschen Völkischen und späteren NS-Gauleiters Konrad Henlein in Deutschland gegründet. Er gilt dem DÖW zufolge als die am weitesten rechts außen angesiedelte Gruppierung im so genannten Vertriebenen-Milieu. Im Herbst des Vorjahres hat der Witikobund seinen Arbeitskreis Österreich reaktiviert und Ende Oktober in Linz einen neuen Vorstand gewählt. Obmann ist laut DÖW der ehemalige FPÖ-Nationalrat Martin Graf, Mitglied der Burschenschaft Olympia. Seine Stellvertreter sind demnach eine Reihe von FPÖ-Kommunalpolitikern aus verschiedenen Bundesländern.

Martin Graf wurde darüber hinaus in den Vorstand des deutschen Witikobundes kooptiert, während dessen Vorsitzender Horst Rudolf Übelacker ebenfalls Mitglied im Vorstand des Arbeitskreises Österreich ist. Das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz meinte laut DÖW Ende 2001 über den Witikobund, es habe "eine Verdichtung von tatsächlichen Anhaltspunkten für rechtsextremistische Bestrebungen festgestellt". Im Witikobrief - der Publikation des Bundes - habe man darüber hinaus in jüngster Zeit verstärkt antisemitisch geprägte Textstellen registriert. Martin Graf meinte dazu auf APA-Anfrage: "Für so einen Blödsinn hab' ich jetzt keine Zeit, rufen's mich in einer Stunde wieder an." Trotz mehrmaliger Versuche war er danach nicht mehr erreichbar. (APA)