
"CT-Untersuchungen machen acht Prozent aller Röntgenuntersuchungen aus, sie tragen aber zu mehr als 50 Prozent zu dieser Strahlenbelastung bei."
Wien/Innsbruck - Die Computertomographie (CT) hat mit ihren Röntgen-Schnittbildern seit 1975 die bildgebende Diagnostik revolutioniert. Doch die zunehmende Verbreitung der Technik mit mehr Untersuchungen führt auch zu einer - wenn auch gering erhöhten - Strahlenbelastung. Neueste Berechnungsverfahren erlauben jetzt allerdings CT-Bilder, die de facto mit der minimalen Strahlendosis eines herkömmlichen Röntgenbildes auskommen, hieß es bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des Europäischen Radiologenkongresses (ab 1. März) in Wien.
Die natürliche durchschnittliche Strahlendosis liegt in Österreich bei 2,4 Millisievert. Hinzu kommen vor allem die Belastungen durch die bildgebende Diagnostik in der Medizin. Werner Jaschke, Direktor der Universitätsklinik für Radiologie der MedUni Innsbruck: "In Deutschland geht man von einer künstlichen Strahlenbelastung von 1,8 Millisievert pro Jahr aus. "In den USA sind es drei Millisievert." Während man den Anteil der Röntgenuntersuchungen am Krebsrisiko bei Menschen bis zum 75. Lebensjahr in Großbritannien beispielsweise auf 1,8 Prozent berechnet hat, sind es in Japan immerhin schon drei Prozent.
Der Experte: "CT-Untersuchungen machen acht Prozent aller Röntgenuntersuchungen aus, sie tragen aber zu mehr als 50 Prozent zu dieser Strahlenbelastung bei." Das Risiko sei generell niedrig, aber auch nicht "nichts". Das ist auch der Grund, warum die Hersteller der CT-Geräte ständig bemüht sind, durch technische Weiterentwicklung die notwendige Strahlendosis bei zumindest gleich guter Bildqualität zu reduzieren.
Diagnostisch aussagekräftige Bilder
Franz Kainberger von der Universitätsklinik für Radiodiagnostik der MedUni Wien am AKH: "Wir brauchen ein entsprechendes Bewusstsein. Wir entwickeln auch in der Radiologie eine personalisierte Medizin. Wir müssen bei jedem Patienten ein maßgeschneidertes Verfahren anwenden. Wir müssen wegkommen von der Idee, dass wir ein schönes Bild haben müssen, es geht um diagnostisch aussagekräftige Bilder."
Abgesehen von diesen generellen Strategien lassen neueste technische Entwicklungen eine deutliche Verringerung der Strahlendosis bei CT-Untersuchungen zu. Johan de Mey, Vorstand der Abteilung für Radiologie der Universität Brüssel, nannte hier sogenannte iterative (VEO-)Verfahren zur Berechnung der CT-Bilder aus den Einzeldaten. Dabei geht man von - im Gegensatz zu herkömmlichen Verfahren - von realistischeren Annahmen über den Strahlengang aus. Das verringert das Bildrauschen und erlaubt geringere Strahlendosen. Der Experte: "Ein herkömmliches Röntgenbild bringt beispielsweise eine Strahlendosis von 0,6 Millisievert mit sich. Mit unserer Ultra Low Dose-Computertomographie kommen wir nur noch auf 0,4 Millisievert."
Der Nachteil sind allerdings derzeit noch wesentlich längere Rechenzeiten von bis zu einer Stunde. Deshalb werden die neuen Geräte vorerst am ehesten für Risikopatienten, vor allem Kinder mit der Notwendigkeit häufiger derartiger Untersuchungen, eingesetzt. An der Universitätsklinik in Innsbruck befindet sich derzeit das erste derartige CT-Gerät in Österreich im Einsatz. (APA)