Drei Stufen, die nirgends hinführen. Eine Treppe, die keinen Zweck erfüllt. Objekt von Lotte Lyon in der Ausstellung "Souterrain" bei Lisa Ruyter.

Foto: Galerie Ruyter

 Der Ort ihrer Präsentation, die im Tiefparterre liegende Galerie Lisa Ruyter, gab der Ausstellung auch ihren Namen: "Souterrain".

Wien - Im Souterrain eines Wiener Wohnhauses untergebracht, ist die Galerie Lisa Ruyter ein sehr ruhiger Ort: Es gibt keine Passanten, die die Blicke ablenken, und keinen Verkehrslärm, der hektisches Treiben in die Ausstellung bringt. Die Treppe im hintersten Raum stellt zwar eine Verbindung nach draußen her, im Galeriealltag wird dieser direkte Zugang jedoch selten genutzt. Stattdessen gelangt man über Ruyters Wohnung ins " Souterrain".

In einer konzentrierten Form, die dem ruhigen Ausstellungsraum entspricht, reagiert dort derzeit Lotte Lyon auf räumliche Spezifika: Dem vermeintlichen Ein- oder Ausgang direkt gegenüber steht an die Wand gelehnt ein Objekt, das man rasch als Treppe identifiziert. Die drei Stufen aus Holz verdoppeln die relative Funktionslosigkeit der nach außen führenden Treppe. Auch sie verweigern sich jeglicher Zweckerfüllung. Zwischen funktionellem Alltagsgegenstand und künstlerischem Objekt changieren die meisten Skulpturen von Lotte Lyon - u. a. eine große, rechteckige Holzkiste. Diese besäße grundsätzlich ein großes Packvolumen, wäre da nicht der abgerundete Boden. Er macht die Kiste als Transportmittel einigermaßen unbrauchbar.

Obwohl Lotte Lyons Skulpturen formal an den Minimalismus angelehnt sind, liegt man keineswegs falsch, wenn man ihnen neben dem narrativen auch einen performativen Aspekt attestiert: Ein kleiner Wandschrank scheint den Stapel überdimensional großer Schubladen hervorgebracht zu haben, der in der Mitte des Hauptraumes liegt. Trotz seiner Schlichtheit erinnert er an die belebte Gegenstandswelt von Alice im Wunderland. Ebenso gut vorstellbar wäre, dass ein Comedian mit Lyons humorvollen Arrangements interagiert. In einer Fotoserie festgehalten hat sie einen Bürostuhl, der ein Eigenleben entwickelt und sich offenbar aus der Objektwelt zu befreien versucht. Für ihre fotografischen Inszenierungen nutzt Lyon aber auch zerknülltes oder mit feinen Mustern bedrucktes Papier. Sie arbeitet dabei mit den Unschärfen des Mediums, aber auch mit den Schatten von Gittern und Mustern.

Einmal mehr greift Lotte Lyon damit auf ein Formenvokabular der abstrakten Kunst zurück und schafft mit dessen Hilfe fragile, bühnenartige Settings mit performativem Charakter.   (Christa Benzer / DER STANDARD, Printausgabe, 1.3.2012)