Bis in dieses Becken Wasser gefüllt wird, kann es noch dauern. Dabei hätte das Stadthallenbad schon vor Monaten wieder aufgesperrt werden sollen.

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Wien - Ein paar Antworten sind kurz ausgefallen, ein paar flapsig - dennoch hat es die Replik auf jene 67 Fragen, die VP-Gemeinderätin Isabella Leeb Stadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) zum Stadthallenbad gestellt hat, in sich. Wie berichtet, wurde im Jänner ein Baustopp verhängt, unter anderem, weil alle drei Becken des Bades leck waren. Nun arbeiten die Firmen zwar wieder, wann das Bad wieder aufsperrt, ist ungewiss.

Leeb wollte etwa von Oxonitsch wissen, wer von der Wien Holding, zu der die gesamte Stadthalle gehört, bei den Baubesprechungen anwesend war. Antwort aus dem Stadtratsbüro: "Nein, es ist der Wien Holding nicht möglich, bei all ihr angehörigen Firmen bei Bauprojekten anwesend zu sein." Leeb ärgert auch die Antwort auf die Frage, wer jene Firma beauftragt habe, auf Basis deren Kostenschätzung der Gemeinderat dem 17-Millionen-Projekt zugestimmt hat. "Vasko & Partner war zum damaligen Zeitpunkt mit nichts beauftragt", teilte der Stadtrat mit.

Zu einer Kostenüberschreitung will man sich nicht äußern, das sei "reine Spekulation". Allerdings "wurde nie gesagt, dass alle zusätzlichen Kosten nicht vom Steuerzahler zu tragen sein werden". Sprich: Das Projekt könnte für die Wiener teuer werden, wenngleich "die Prozesschancen aus Sicht der Stadthalle sehr günstig eingeschätzt" werden. Sandra Hofmann, frühere Leiterin des Sportamts und jetzt Geschäftsführerin der Stadthalle, war am Donnerstag für den Standard nicht erreichbar.

Teures Training

Für Wiens Schwimmsportler hat die Verzögerung der Wiedereröffnung fatale Auswirkungen. Sie müssen zum Trainieren ausweichen - und das kostet Geld. Die Staatsmeisterschaften, die in der Stadthalle stattfinden hätten sollen, mussten nach Graz verlegt werden. "Vor allem die Wasserspringer leiden extrem", sagt Thomas Gangel, der Generalsekretär des Österreichischen Schwimmverbandes (OSV), dem STANDARD. Österreichweit lässt sich im Winter nur in der Stadthalle vom Zehnmeterturm springen. Das Amalienbad im zehnten Bezirk hat auch einen Sprungturm, ist für die Athleten aber nicht geeignet. Außerdem wird ab Juni auch dieses Bad zumindest bis Dezember renoviert. Vier Trainingslehrgänge im Ausland musste der OSV seinen Springern bezahlen. Gangel: "Vonseiten der Politik ist kein Euro geflossen." Dazu passt, dass sich wohl erstmals seit 92 Jahren kein Springer für Olympia in London qualifizieren wird.

Die Schwimmer haben mit einer Traglufthalle im Wiener Stadionbad ein Ausweichquartier bekommen. Allerdings steht ihnen - statt zwei Schwimmbecken (50 Meter, 25 Meter) in der Stadthalle - nur ein 50-Meter-Becken zur Verfügung. "Das ist einer Sportstadt unwürdig", sagt Gangel. 840.000 Euro sollte das ursprünglich temporäre Werk für den Betrieb von Oktober 2010 bis April 2011 kosten. Das Budget wurde gesprengt, dafür steht die Traglufthalle den Schwimmern im Winter auch nach der Eröffnung des Stadthallenbades zur Verfügung.

Bis auf Weiteres bleibt es aber das einzige 50-Meter-Becken in Wien. Gangel: "Ich gehe davon aus, dass in der Stadthalle frühestens im November geschwommen werden kann." Im Hinblick auf Olympia und auf die Schwimm-EM "wird geprüft, ob wir ein Trainingslager der Schwimmer im Ausland unterstützen", sagt Christian Meidlinger, SP-Gemeinderat und Präsident des Wiener Schwimmverbandes. Dem widerspricht Oxonitsch in der Anfragebeantwortung: Bezüglich Förderungen ist "noch niemand an die Stadt Wien im Konkreten herangetreten". (Andrea Heigl, David Krutzle, DER STANDARD, Printausgabe, 2.3.2012)