Il Veliero, zu Deutsch der Segler, bietet zuverlässige Fischküche,...

Foto: Gerhard Wasserbauer

...darunter ein ganz herausragendes Fritto misto di mare e verdura.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Mario Pezzuto und Leonardo Russo können es offenbar nicht lassen. Die langjährigen Betreiber des Il Sestante mit seinem prachtvollen Gastgarten vor der Piaristenkirche wollten sich eigentlich in den heimatlichen Süden zurückziehen, nachdem sie die stets zum Bersten gut besuchte Pizzeria vergangenes Jahr verkauft hatten. Nicht einmal ein Jahr später aber haben sie nun doch wieder ein Restaurant in Wien.

Das Ecklokal in der Lerchenfelder Straße, das vor einigen Jahren als Langusta schon mal eine herausragende Adresse für Fisch war, heißt nun Il Veliero, was sich auf gut Strandkabinenitalienisch als Segelschiff übersetzen lässt. Der Koch ist aus Caserta. Dass die Ambitionen hier höher geschraubt sind, als es bei der Pizzeria der Fall war, lässt sich schon an der Speisekarte ablesen.

Klippfischund Austern

Zwar kann roh aufgeschnittener Fisch ("Crudo di mare su ghiaccio"), wie der Kellner bedauernd feststellt, mangels taufrischer Ware gerade nicht bestellt werden. Aber das ist ein gutes Zeichen, zeugt es doch von Ehrlichkeit - gerade bei Meeresgetier bekanntlich eine essenzielle Ingredienz. Stattdessen also knusprig frittierten Klippfisch ("Bocconcini di baccalà croccante), die als ziemlich mächtige Quader zu Tisch kommen, in hauchdünner knuspriger Hülle, innen saftig, zart blättrig und doch bissfest: Besser kann das kaum schmecken.

Austern gibt es auch, und zwar die kleinen, in Geschmack und Textur konzentrierten "numéro 3", nicht die riesigen Einser-Pletschen, die anderswo in der Stadt serviert werden - und ob ihrer schieren Größe kaum zu derschlucken sind.

Parfum des Meeres

Auch sonst ist die Karte vom Bemühen geprägt, über das lokal übliche Maß hinauszugehen. Das gelingt nicht immer: Marinierter und hauchdünn aufgeschnittener Fisch - Tun-, Schwertfisch, Wolfsbarsch - ("Tagliata di misto pesce marinato al naturale") sind zwar hübsch anzusehen, aber massiv versalzen. Strozzapreti mit Meeresfrüchten ("Strozzapreti ai frutti di mare Partenopeo") sind hausgemacht, haben tollen Biss und sind vom Parfum des Meeres erfüllt, leiden aber an überkandidelter Präsentation: Die zahlreichen Muscheln werden nämlich vor dem Servieren aus der Pasta gefischt und "dekorativ" rund um die Pasta drapiert.

Das kostet Zeit und hat zur Folge, dass sie bis zum Servieren schon reichlich angetrocknet erscheinen. Unvergleichlich besser dagegen das gemischte Gebackene ("Fritto di Calamari e gamberi di Sicilia"), abermals mit hauchdünner Kruste und tadellos frisch wie zart. Fische im Ganzen gibt es natürlich auch, die werden entweder im Salz, am Grill oder, gerade bei Zuchtware die wohl beste Methode, mit Tomaten, Gemüse und Weißwein im Ofen gegart. (Severin Corti/Der Standard/rondo/02/03/2012)