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Auch heute wurde in Pakistan wieder gegen die Koranverbrennungen protestiert.

Foto: AP/Chaudary

Kabul - Das höchste religiöse Gremium Afghanistans hat einen öffentlichen Prozess für die Verantwortlichen der Koran-Verbrennung auf dem US-Militärstützpunkt Baghram gefordert. Ein "solch teuflischer Akt" sei nicht mit Entschuldigungen aus der Welt zu räumen, sondern müsse zu einem öffentlichen Prozess und einer ebensolchen Bestrafung für die Täter führen, hieß es in einer am Freitag vom Präsidentenbüro verbreiteten Erklärung des sogenannten Ulema-Rates, der von der afghanischen Regierung finanziert wird.

Militärgefängnis Baghram soll übergeben werden

Der Rat erklärte nach einem Treffen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karzai zudem, die US-Truppen müssten das Militärgefängnis Baghram nördlich der Hauptstadt Kabul afghanischer Kontrolle unterstellen und dürften keine nächtlichen Durchsuchungen mehr vornehmen. 

"Extremistische Botschaften" im Koran

Nach Informationen der "Washington Post" wurden die Korane aus dem Gefängnis in Baghram entfernt, weil sie "extremistische" Botschaften enthielten. Allem Anschein nach hatten einige Insassen die Bücher benutzt, um heimlich miteinander zu kommunizieren. Die Korane seien zur Verwahrung in ein Büro gebracht worden, berichtete die Zeitung weiter. Dort seien sie dann fälschlicherweise im Abfall gelandet. Afghanische Arbeiter an der Müllkippe in Baghram hätten schließlich bemerkt, dass es sich bei dem brennenden Papier um Seiten aus dem Koran handele.

Den Angaben zufolge drohen den fünf Soldaten disziplinarrechtliche Folgen wie eine Degradierung. Einen Strafprozess müssten sie aber nicht befürchten. "Was sie gemacht haben, war achtlos, aber es gab keinen bösen Vorsatz", zitierte die "Washington Post" einen Vertreter des US-Militärs.

Seit der Verbrennung von Koran-Ausgaben auf dem US-Militärstützpunkt Baghram im Februar hatte es in dem Land zahlreiche gewaltsame Zusammenstöße zwischen Afghanen und Vertretern der internationalen Gemeinschaft sowie gewalttätige Proteste gegen die USA gegeben. Dabei wurden rund 40 Menschen getötet. US-Präsident Barack Obama hatte sich für die nach US-Angaben versehentlich erfolgten Koran-Verbrennungen beim afghanischen Volk entschuldigt. (APA)