Wien - Josef Winkler, jener Wiener Polizist und FPÖ-Gemeinderat von Langenzersdorf, der rund um den Fall Natascha Kampusch auf eigene Faust ermittelt haben soll, ist auf Facebook gut mit der rechtsextremen Szene vernetzt. Gegen den Mann laufen Ermittlungen, weil er in der Volksschule eines Mädchens versucht haben soll, an eine Probe ihrer DNA heranzukommen, um zu beweisen, dass sie verwandtschaftlich mit Kampusch in Verbindung steht. Die Mutter des Kindes erstattete Anzeige.

Gerüchte um das Kind wurden im Umfeld mehrerer Personen, darunter Politiker von ÖVP und FPÖ, gestreut. Der Polizist, der nun vom Dienst suspendiert ist, ist auf Facebook etwa mit dem NPD-Mann Holger Apfel oder dem Gründungsmitglied der Nationalen Volkspartei (NVP), Robert Faller, der am Freitag vom Landesgericht Linz wegen Wiederbetätigung zu 18 Monaten bedingter Haft (nicht rechtskräftig) verurteilt wurde, befreundet. Aber auch prominente ältere Proponenten der deutschen Neonaziszene waren unter seinen Freunden. Etwa Karl-Heinz Hoffmann, der in den 1970ern die später verbotene "Wehrsportgruppe Hoffmann" gründete. (Dem Standard liegen Screenshots vor.)

"Mir sagen diese Namen alle nichts", meint Winkler auf Nachfrage des Standard, "ich nehme aber nur Leute mit Foto an, wo das Profil passt". Obwohl: "Ein paar komische Deutsche waren schon dabei, die musste ich eliminieren." Aus dem Facebook-Freundeskreis, versteht sich. Ob er sich nicht wundere, dass ihm auch andere Mitglieder der internationalen Neonaziszene ihre Freundschaft antragen? "Ich bin zwar bei der FPÖ, aber mit der rechtsrechten Szene hab ich nichts am Hut", antwortet Winkler.

Zu den illegalen Ermittlungen im Fall Kampusch, die ihm vorgeworfen werden, will der Polizist nichts sagen, außer: "Ich bin zuversichtlich, dass ein Verfahren für mich gut ausgehen wird. Wenn mich die FPÖ ausschließt, kann ich damit leben." Nicht alle in der FPÖ grenzten sich so deutlich von der rechten Szene ab wie er: "Ich kann das nur von den Kollegen in Langenzersdorf sagen, die Bundespartei geht mich nichts an." Der FPÖ sei Winkler wegen der Familienpolitik beigetreten: "Ich habe sechs Kinder, meine Frau war mit ihnen 22 Jahre daheim." Und was er getan hätte, wenn jemand in der Schule eines seiner Kinder illegal ermittelt hätte? "Ich würde hinterfragen, warum das so ist", sagt der Beamte. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, Printausgabe, 3./4.3.2012)