Der SpeechJammer irritiert effizient.

Foto: tsukalab

Sobald der SpeechJammer mit einer kurzen zeitlichen Verzögerung die Worte des Redners wiederholt, ist Stille.

Foto: Kazutaka Kurihara, Koji Tsukada

Vorderseite des zweiten Prototypen.

Foto: Kazutaka Kurihara, Koji Tsukada

Wie bringt man unerwünschte Redner zum Schweigen? Zwei japanische Forscher haben sich des Themas angenommen und eine Maschine entwickelt, die Menschen effektiv dazu bringt, den Mund zu halten. Was sich nach einer surrealen Angelegenheit anhört, hat mit Psychologie zu tun. Der Prototyp namens SpeechJammer löst beim Redner psychisches Unbehagen aus, das sich sofort legen soll, sobald er zu sprechen aufhört.

Kommunikation als wichtigstes Instrument zur Konfliktlösung

Kommunikation ist heute das bedeutendste Instrument, das wir zur Konfliktlösung einsetzen können. In vielen Situationen würden die "negativen Aspekte des Sprechens eher zu Barrieren" und stünden einer konstruktiven Diskussion im Wege, so die japanischen Wissenschaftler. Aus diesen Gründen haben Kazutaka Kurihara vom National Institute of Advanced Industrial Science and Technology in Tskuba und Koji Tsukada von der Ochanomizu-Universität in Tokio den SpeechJammer entwickelt. Das dazu veröffentlichte Paper hat sich in Windeseile im Netz verbreitet.

Psychologischer Trick

Der SpeechJammer geht nach einem einfachen psychologischen Trick vor. Mit einer Verzögerung von zwei Zehntelsekunden spielt das Gerät dem Sprecher seine Sätze noch einmal vor. Beim Redner löst das eine derartige Verunsicherung aus, dass er unmittelbar aufhört zu sprechen. Psychologen ist der Effekt bereits seit längerer Zeit bekannt.

Richt-Mikrofon und -Lautsprecher

Optisch wirkt das Gerät unauffällig. Auch das Konzept ist einfach. Es besteht aus einem Richtungs-empfindlichem Mikrofon und einem Richt-Lautsprecher. Dies schafft den Vorteil, dass es auch aus der Entfernung genutzt werden kann, wie erste Tests bestätigten. Außerdem verfügt der SpeechJammer über ein Motherboard, einen Sensor und einen ziemlich unkomplizierten Code. Zwei Prototypen haben die Forscher bereits gebaut.

Menschen werden beim Reden gestört, ohne physisch Schaden zu nehmen, erklären die beiden Entwickler in ihrem Bericht. Ein Redner fühle sich durch die Maschine verunsichert, sobald er schweige, verschwinde das Gefühl. Tests hätten zudem ergeben, dass der SpeechJammer noch effizienter ist, wenn die Zeit, in der die gesprochenen Sätze verzögert abgespielt werden, variiert. Noch wirkungsvoller sei das Gerät, wenn der Sprecher keinen Monolog hält, sondern etwas vorliest.

Im Video zeigen die Forscher ein wirkungsvolles Werkzeug gegen inhaltslose Telefonate von Kollegen oder langatmige Vorträge.

Voraussetzung

Das Gerät funktioniert aber nicht, wenn jemand bedeutungslose Sprechpausen wie "ähm" über eine längere Zeitspanne hinweg von sich gibt. (ez, derStandard.at, 3.3.2012)