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Ein Großmeister in Sachen Gesichtsgulasch: Jim Carrey.

Foto: AP/Matt Sayles

Das Saftgulasch war mir seit langem bekannt, ebenso das Rinds-, Kalbs-, Kaiser-, Erdäpfel-, Bohnen-, Fiaker-, Kessel- und Szegediner Gulasch. Vom Gesichtsgulasch hatte ich allerdings bis zur Lektüre eines Kurier-Interviews mit dem derzeit besonders viel gefragten und befragten Burgschauspieler Nikolaus Ofczarek am vergangenen Sonntag noch nichts gehört. Interviewerin Braunrath verwickelte den Schauspieler in ein Gespräch über seine ungemein populär gewordene Niko-Pelinka-Darstellung, und Ofczarek sagte dazu folgendes: "Ich spiel' das total übertrieben. Kinn vor, Augen weit offen halten (schiebt währenddessen den Unterkiefer weit vor, reißt die Augen auf und ruft dem Fotografen zu: 'Nein, jetzt kein Foto!'). Letztlich ist es ein absolutes No-go, so ein Gesichtsgulasch zu machen. Das darf man als Schauspieler gar nicht." Unter einem "Gesichtsgulasch" hat man sich also eine klassische Knallchargen-Mimik vorzustellen, wie sie von Großmeistern wie Louis de Funes, Jerry Lewis oder Jim Carrey perfekt zubereitet wird.

Ganz klar ist mir das Sprachbild nicht, aber ich nehme an, dass es die Eigenschaft des Durcheinanders ist, die dem Vergleich der Speise mit der entgleisten Mimik zugrunde liegt. Neben dem Fratzenziehen und Grimassenschneiden meint das Gesichtsgulasch laut Szenesprachen-Wiki der Duden-Redaktion aber auch einen hässlichen Menschen: "Mein Gott, was für'n Gesichtsgulasch!". Hier eine gleichbedeutende Belegstelle aus der Fernsehserie "Stromberg": "Ja, tut mir leid, aber wenn mir so 'n Gesichtsgulasch gegenübersitzt, dann kann ich nicht sagen: Sie sind wunderschön, Frau Dings. Das hat ja aber eher was mit Ehrlichkeit zu tun, als mit Diskriminierung. Und man muss auch mal 'n Spaß machen dürfen, ohne dass einem das gleich weiß Gott wie ausgelegt wird."

Weil wir schon beim Gulasch sind: Im Wienerischen lautet die Aussprache desselben ja eigentlich nicht Gulasch, sondern Golasch – im Wörterbuch "Das alte Wienerisch" von Mauriz Schuster und Hans Schikola trifft man etwa auf das das Stichwort "Golaschkanon" ("scherzhafte Bezeichnung des Militärküchenwagens"). Sonderbares zum Gulasch fand ich in Wolfgang Teuschls "Wiener Dialektlexikon": Ihm zufolge gibt es nicht nur ein Gulasch sächlichen Geschlechts, sondern auch ein männliches Gulasch ("der Gulasch"?), und zudem meine das Wort nicht nur ein "scharf gewürztes Fleischgericht", sondern auch einen "(beleibten) Hund"! Sätze wie "Ich muss noch schnell mit dem Gulasch Gassi gehen" oder "Gib doch dem Wastl nicht so viel zu fressen – der ist eh schon ein richtiges Gulasch" habe ich allerdings noch nie gehört. Möglicherweise hat aber ja die p. t. Leserschaft andere Gulasch-Erfahrungen in petto. Ich bitte höflich darum, diese der Allgemeinheit aufzutischen.