Das Ergebnis bei der Präsidentenwahl war erbärmlich, sein anschließender Auftritt vor der Presse noch schlechter. Nun steht Sergej Mironow bei seiner Partei Gerechtes Russland (GR) vor dem Aus. Vieles deutet darauf hin, dass die einstige "kleine Schwester" der großen Kremlpartei Einiges Russland (ER) sich nun tatsächlich in der Opposition versucht.

Seit Monaten ist die Partei gespalten, ein Teil der Führungsspitze, namentlich Vizefraktionschef Gennadi Gudkow und der Abgeordnete Ilja Ponomarjow, bändelte mit der Opposition an, der andere Flügel verharrte unsicher in der Halbdistanz: ein wenig Kritik, aber in den Positionen ja nicht zu weit weg vom Kreml wegbewegen, lautete das Motto.

Verständlich, denn GR wurde 2006 vom Kreml als sozialdemokratisch angehauchtes Pendant zu ER gegründet und mit Sergej Mironow ein enger Vertrauter Wladimir Putins auf den Chefposten gesetzt. 2004 hatte sich Mironow als technischer Gegenkandidat von Putin aufstellen lassen, im Wahlkampf unterstützte er seinen Kontrahenten. Auch heuer hatte Mironow Putin nicht Paroli zu bieten, er blieb blass und wurde Letzter. Hinterher freute er sich, dass Putin mit der "Übernahme unseres Programms" gewonnen habe.

Nun läuten die Alarmglocken: "Es geht um Leben und Tod. Die Partei kann kein Vorsitzender führen, der bei der Bevölkerung nur ein Rating von drei Prozent hat", erklärte ein anonymer Parteisprecher der Zeitung Iswestija. Im Wahlkampf hatten Experten Gudkow oder der Parteisprecherin Oxanna Dmitrijewa mehr Erfolgschancen gegen Putin eingeräumt. Sie könnten Mironow nun beerben.Um nicht in der Versenkung zu verschwinden, bereitet die Partei eine Fusion linker Kräfte, speziell der außerparlamentarischen, vor. Diese sollen an GR und nicht an die Kommunisten gebunden werden, erklärte Ponomarjow.

Der Abgeordnete wollte aber auch einen Zusammenschluss mit den Kommunisten nicht ausschließen. In jedem Fall scheint eine Erneuerung der Partei - wie übrigens auch der Kommunisten - unausweichlich. Derzeit haben in diesem Richtungskampf die oppositionell gestimmten Kräfte die Überhand. Gelingt der Austausch der alten Parteielite gegen neue Gesichter, könnte dies dazu führen, dass das Parlament, die Duma, eine echte Oppositionspartei bekommt. (DER STANDARD, Printausgabe, 8.3.2012)