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Ein Bargeier-Weibchen ist am Munitionsrückstand im Aas verendet.

Foto: APA/Alpenzoo

Salzburg - Im Nationalpark Hohe Tauern hat das internationale Projekt zur Wiederansiedlung der Bartgeier wieder einen Dämpfer erlitten: Ein im Jahr 1991 ausgewildertes Weibchen ist an Blei verendet, das es als Rückstand aus Jagdmunition im Aas aufgenommen hatte. Pilotprojekte mit bleifreier Munition laufen zwar bereits, zufrieden ist die Jägerschaft damit allerdings nicht, wie der Salzburger Landesjägermeister Josef Eder sagte.

Ende Jänner wurde "Nicola" im Raum Kals in Osttirol tot gefunden. Anfang dieser Woche traf nun das Ergebnis der veterinärmedizinischen Untersuchung ein. "Die erhobenen Befunde sprechen für eine Bleivergiftung. Die Aufnahme von Blei führt beim Greifvogel zu einer Beeinträchtigung der Blutbildung und einer Schädigung des Nervensystems", heißt es im Gutachten. In der Leber wurden knapp 26 mg/kg und in der Niere 32 mg/kg Blei nachgewiesen, wie die Salzburger Landeskorrespondenz am Mittwoch bekanntgab.

Kontaminierung mit Blei

"Durch konventionelle Bleigeschoße verbleibt je nach Treffer am Wildkörper eine mehr oder weniger starke Kontaminierung mit Blei", ist für Nationalparkdirektor Wolfgang Urban klar, wie das Schwermetall in die Nahrungskette gelangte. Und selbst der Landesjägermeister räumt ein: "Im Unterschied zum Menschen wird im Magen der Greifvögel das Blei durch die Magensäure zersetzt und aufgenommen." Laut Urban wurden schon 2006 bei einem Bartgeier und 2011 bei drei Gänsegeiern Bleivergiftungen diagnostiziert. Die Dunkelziffer sei extrem hoch. Und auch die Direktorin des Zoos Salzburg, Sabine Grebner, berichtet, dass immer wieder geschwächte große Greifvögel mit erhöhten Blutbleiwerten im Zoo abgegeben werden.

Die Salzburger Nationalparkreferentin, Landesrätin Tina Widmann, hat daher für die nationalparkeigenen Forschungsreviere Habachtal (Bramberg) und Anlauftal (Bad Gastein) die Umstellung auf bleifreie Munition angeordnet. Seit Jahresanfang 2012 wird dort bleifrei geschossen. "Unsere Berufsjäger werden nun genaue Aufzeichnungen hinsichtlich Ballistik, Schäden an den Gewehrläufen, Nachsuchen, Wildbretzerstörung, etc. führen. Ich sehe diese exakten Aufzeichnungen als eine große Hilfe für ein Umdenken beim Munitionsgebrauch", sagte die Landesrätin.

Bleifreie Munition

Und auch in Teilen der Berufsjägerschaft wird bereits versuchsweise bleifrei geschossen. "Bei ein, zwei Fabrikaten passt es", so Eder. Allerdings seien dies große Kaliber. Bei den durchschnittlichen Kalibern, die hauptsächlich zum Einsatz kommen, "funktioniert es noch nicht". Was dabei "nicht funktioniert" - von der Zielgenauigkeit bis Tötungswirkung -, konnte der Landesjägermeister allerdings nicht sagen. "Die Industrie ist noch nicht so weit." Und bis wann wird das möglich sein? "Das müssen Sie die Industrie fragen." (APA)