Zagreb - Der kroatische Industrielle Robert Jezic, langjähriger Weggefährte des kroatischen Ex-Premiers Ivo Sanader, hat diesen heute bei der Fortsetzung des Korruptionsprozesses gegen den Ex-Politiker schwer belastet. Sanader wird vorgeworfen, von der ungarischen Erdölgesellschaft MOL zehn Millionen Euro erhalten zu haben, um den Ungarn die Führung beim kroatischen Erdölkonzern INA zu sichern. Sanader wies die Vorwürfe zurück. Jezic sagte vor Gericht aus, dass ein Teil des Geldes für Sanader auf das Konto seiner Schweizer Firma überwiesen worden sei, berichteten kroatische Medien.

Auf dem Konto liegen noch immer fünf Millionen Euro, während die andere Hälfte Sanaders Bruder Flavio Sanader, der in der Schweiz lebt, empfangen habe, sagte Jezic am Donnerstag im Landesgericht Zagreb. Über den Hergang sagte Jezic aus, dass Sanader ihn 2008 gefragt habe, ob er eine größere Summe aus dem Ausland für ihn übernehmen könnte. Er habe zugestimmt, sagte Jezic. Mit der Schweizer Firma wurden zwei Beraterverträge mit auf Zypern registrierten Gesellschaften abgeschlossen. Hinter den Firmen auf Zypern vermutete Jezic die MOL.

Die Überweisung sei dann im Juni 2009, als Sanader noch Premier war, erfolgt. Jezic habe erst später die Querverbindungen von Medienspekulationen über Sanaders überraschenden Rücktritt und den Treffen mit Mol-Chef Zsolt Hernadi und dessen Vertrauten gezogen, sagte Jezic. Nach dem Rücktritt Sanaders im Juli 2009 habe Jezic den Mut aufgebracht, Sanader zu sagen, dass er für die Transaktionen nicht mehr zur Verfügung stehe. Sanader habe zu diesem Zeitpunkt seine Unternehmen nicht mehr gefährden können, weil er nicht mehr Premier war, sagte Jezic weiter.

Das Schmiergeld vereinbarte laut Anklage MOL-Chef Zsolt Hernadi, der das bisher zurückgewiesen hatte. Die ungarische Staatsanwaltschaft weigerte sich bisher, Hernadi im Namen der kroatischen Ankläger zu den Vorwürfen zu befragen. Als Beweis für illegale Vereinbarungen dient der kroatischen Staatsanwaltschaft unter anderem ein Video von Überwachungskameras aus einem Zagreber Nobelrestaurant vom Oktober 2009. Es zeigt Sanader und Hernadi in einem Hinterzimmer des Lokals, wie sie die Batterien aus ihren Mobiltelefonen herausnehmen und schriftlich auf einem Block kommunizieren. Jezic sagte am Donnerstag, dass die Auszahlung an Sanader ein Vertrauensmann Hernadis, Imre Fazekas, abgewickelt haben dürfte.

Seine Schweizer Firma habe das Geld für ihre regulären Geschäfte genützt, sagte Jezic weiter. Die Frage der Anklägerin Tamara Laptos, ob das Geld so in legale Sphären transferiert worden sei, lehnte Richter Ivan Turudic ab: "In diesem Fall ist niemand wegen Geldwäsche angeklagt," sagte er laut "Vecernji.hr"

Jezic ist Eigentümer des Petrochemieunternehmens Dioki, die auch Geschäfte mit INA abwickelt. Jezic wurde wegen Korruptionsverdacht im Dezember 2010 in Untersuchungshaft genommen. Er gilt als Kronzeuge im Fall INA-MOL gegen Sanader. Die ungarische MOL erlangte 2009 die Führung im kroatischen Konzern INA, obwohl sie nicht die Aktienmehrheit hatte.

Parallel zum INA-MOL-Prozess, läuft gegen Sanader auch ein Prozess wegen Kriegsgewinnlertums. Eine weitere Anklage betrifft sogenannte schwarze Fonds der ehemaligen Regierungspartei HDZ (Kroatische demokratische Gemeinschaft), in der neben Sanader und der Partei weitere sechs Personen angeklagt wurden. (APA)