19.300 Besucher aus 83 Ländern waren von Dienstag bis zum heutigen Freitag wieder im südfranzösischen Cannes, um sich auf der MIPIM, der weltweit wichtigsten Fachmesse für Standortwerbung und Immobilieninvestments, auszutauschen und herzuzeigen.

Dass der Immobilien-Investmentmarkt trotz schwieriger Marktbedingungen darniederliegt, das konnte man dort eher nicht beobachten. Die potentesten Investoren verzichteten nämlich auch heuer wieder auf einen einfachen Stand in den dunklen Gängen des "Palais des Festivals" (der demnächst die dringend nötige Modernisierung bekommen soll) und mieteten für die halbe  Woche gleich ein ganzes Boot, um kolportierte 200.000 Euro und aufwärts. René Benko hatte auch eines.

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Viele der nahezu unüberschaubaren Projektpräsentationen wurden heuer aber von öffentlichen Gebietskörperschaften verantwortet und/oder hatten einen explizit sportlichen Hintergrund. Der Londoner Auftritt stand etwa ganz im Zeichen der Olympischen Spiele. In den "Queen Elizabeth Olympic Park" wurden bis dato 14,9 Milliarden Euro investiert, die Nutzung für die Zeit nach den Spielen ist großteils schon auf Schienen.

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Auch Russland war stark vertreten, etwa mit dem Großvorhaben "Innovationszentrum Skolkovo". Bis 2015 soll aus dem Moskauer Vorort eine Art russisches Silicon Valley werden.

Der Auftritt der Region Krasnodar hatte ebenfalls einiges zu bieten, auch hier war der Hintergrund sportlicher Natur: Bekanntlich werden in Sotschi, der zweitgrößten Stadt der Region, die Olympischen Winterspiele 2014 stattfinden. Ein Modell des Olympiaparks war Herzstück des Stands.

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Weitere Großprojekte, die eindrucksvoll präsentiert wurden: Das gigantische "Grand Paris", in dem bis 2013 unter anderem 70.000 neue Wohnungen entstehen sollen und das auch ein völlig neues Verkehrskonzept für den Großraum Paris beinhaltet, sowie ...

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... das auch etwas größer angelegte "Downtown Doha"-Projekt in Katar (siehe Website). Die historische Altstadt von Doha soll im Rahmen des milliardenschweren Vorhabens modernisiert werden, gleichzeitig soll das kulturelle Erbe gewahrt werden. Nichts weniger als eine "neue architektonische Sprache für das 21. Jahrhundert" solle hier geschaffen werden, so lauten die hochtrabenden Pläne ...

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... des Stararchitekten Sir Richard Rogers, der im doppelstöckigen Katar-Pavillon die Werbetrommel dafür rührte.

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Etwas weniger gigantomanisch ging es auf dem Stand der Österreicher zu, der von der Außenwirtschaft Österreich (AWO) koordiniert wurde. Modelle der neuen Wien-Mitte-Überbauung sowie der DC Towers auf der Donauplatte konnten hier betrachtet werden, mehr als zwei Dutzend Firmen und Organisationen (darunter auch derStandard.at/Immobilien) präsentierten sich und ihre Produkte.

Stark vertreten war die Stadt St. Pölten, die ihren Masterplan "St. Pölten 2020" unters Investorenvolk brachte. Bürgermeister Stadler war vor Ort, an weiteren ranghohen Vertretern der heimischen Politik herrschte allerdings Mangelware.

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Bei den deutschen Nachbarn war das anders. Die Oberbürgermeister aus Frankfurt und Stuttgart reisten an die Côte d'Azur, um Großprojekte in ihren Städten vorzustellen (über die wir bereits berichteten), und aus Berlin war beispielsweise auch der Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Michael Müller, anwesend. Er stellte unter anderem Pläne für die Bebauung der aufgelassenen Flughafenareale Tegel und Tempelhof vor.

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Deutschland sei der "Wachstumsmuskel Europas", betonte die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth. Hier gingen die Immobilien-Investments im Gegensatz zu vielen anderen Märkten auch 2011 nach oben, und zwar um 20 Prozent gegenüber 2010. Ausländische Investoren waren dabei für ein Drittel aller gewerblichen Investments verantwortlich. Für die große Mehrheit der internationalen Investoren werde Deutschland auch künftig die erste Wahl sein, sagte MIPIM-Messedirektor Filippo Rean.

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Als Gastland der heurigen MIPIM wurde Deutschland bei den MIPIM Awards 2012 (siehe dazu eigene Ansichtssache) mit einem Spezialpreis bedacht. Im nächsten Jahr wird die Türkei "Country of Honour" sein, die MIPIM wird dann außerdem eine Woche später als heuer stattfinden, nämlich von 12. bis 15. März. (Martin Putschögl, derStandard.at, 9.3.2012)

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