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Als erster Mensch war James Cameron allein in einem U-Boot in das Challengertief (Challenger Deep) des Tiefseegrabens im Westpazifik hinuntergetaucht.

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Vor ihm waren 1960 nur der Schweizer Tiefseeforscher Jacques Piccard und der Amerikaner Don Walsh bis auf knapp elf Kilometer in den Marianengraben abgetaucht.

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Das U-Boot "Deepsea Challenger", mit dem der Hollywood-Regisseur in die Meerestiefe abgetaucht ist.

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Los Angeles – Seit gestern Früh (Ortszeit) ist James Cameron von seinem Abstieg zum tiefsten Punkt des Meeresboden im Marianengraben rund 500 Kilometer südwestlich der Insel Guam zurück. Mittlerweile hat der kanadische Regisseur erste Eindrücke von seiner Reise in die Dunkelheit geschildert und Projektpartner National Geographic Society hat ein erstes kurzes Video vom Grund des Ozeans veröffentlicht.

Auch wenn die Tauchfahrt alles andere als langweilig gewesen ist, Riesenkraken und andere spektakuläre Meeresbewohner hat der 57-Jährige im Challengertief oder auf dem Weg dorthin nicht ausgemacht. Im Gegenteil: Der 57-jährige Kanadier beschreibt die Eindrücke vom Pazifikgrund nach seiner Rückkehr am Montag über eine Satellitenverbindung als "völlig einsam, unwirklich, wie auf dem Mond".

Nach Angaben der National Geographic Society in Washington, sah Cameron nicht einmal Fische. "Die einzigen Schwimmer waren Flohkrebse". "Ich hatte die Vorstellung, dass sich Arten an die Tiefe anpassen könnten", sagte der Regisseur. "Aber ich glaube kaum, dass wir das noch finden."

Zweieinhalb Stunden am tiefsten Punkt der Erde

Dem National-Geographic-Bericht nach hielt sich der kanadische Filmemacher und studierte Physiker nur etwa zweieinhalb Stunden im Marianengraben auf. Mithilfe einer Phalanx von Scheinwerfern an seinem selbstentworfenen Mini-U-Boot begutachtete er die fremde Welt, die vor ihm nur zwei andere Menschen bei einer Expedition 1960 zu Gesicht bekommen hatten.

Ursprünglich waren sechs Stunden am Meeresgrund geplant gewesen, aber durch ein Leck im Hydrauliksystem ließ sich der Greifarm des Tauchbootes "Deepsea Challenger" nach einer Weile nicht mehr bedienen. Das hinderte ihn daran, die erhofften Proben von Lebewesen aus der noch unerforschten Tiefe des Pazifiks zu nehmen, erklärte Cameron. Auslaufende Hydraulikflüssigkeit habe ihm zudem teilweise die Sicht genommen. "Für mich ist dies erst der Anfang", tröstete er sich später auf der Jacht eines Freundes, "nicht ein einmaliges Unterfangen, sondern der Beginn der Eroberung einer neuen Welt."

70-minütiger "Höllenritt"

Mit seinem Abstieg zum Boden des Marianengrabens in 10.898 Metern Tiefe hat der Regisseur Geschichte geschrieben: Der Kanadier ist erst der dritte Mensch überhaupt, der zum tiefsten Punkt der Weltmeere vorgestoßen ist und der erste der dies solo bewältigt hat. Während der Abstieg zwei Stunden und 36 Minuten gedauert hatte, brauchte Cameron für das Auftauchen nur 70 Minuten. Es sei "ein Höllenritt" gewesen, schilderte der Tiefseetaucher. Am Grund des Challengertiefs war Camerons Gefährt enormen Belastungen ausgesetzt. Das U-Boot habe sich durch den Druck von rund einer Tonne pro Quadratzentimeter um mehrere Zentimeter verkürzt.

Der 57-jährige Cameron gilt als Tiefseefan und war schon Dutzende Male einige tausend Meter tief getaucht. Er hatte auch das Wrack der "Bismarck" im Nordatlantik besucht und eine Dokumentation über das im Zweiten Weltkrieg von der britischen Royal Navy versenkte deutsche Schlachtschiff gedreht.

Piccard und Walsh

Vor Cameron waren nur der Schweizer Tiefseeforscher Jacques Piccard und der Amerikaner Don Walsh bis auf knapp elf Kilometer in den Marianengraben abgetaucht. Die beiden hatten sich am 23. Jänner 1960 allerdings schon nach 20 Minuten auf die stundenlange Rückreise gemacht, um die "Trieste" nicht länger dem enormen Druck in der Tiefe auszusetzen. Gesehen haben die beiden Forscher damals praktisch nichts, weil ihr U-Boot am Grund zu viel Schlamm aufgewirbelt hatte. Seitdem waren Forschungsroboter, aber nie wieder Menschen in solche Tiefen vorgedrungen.

"Die Tiefseegräben sind die letzte unerforschte Grenze unseres Planeten", hatte er zuvor erklärt. "Sie bieten Wissenschaftern ein Forschungsfeld für 100 Jahre." Der Kanadier wusste auch, dass sein Abenteuer nicht ungefährlich ist: "Ja, natürlich mache ich mir Sorgen", hatte er im Vorfeld gesagt, schließlich wisse niemand, was da unten passiere. "Aber Angst ist eine gute Sache, wenn man ein Forscher ist." (red, derStandard.at, 27.3.2012)