ModeratorIn: Wir begrüßen Janine Wulz im Chat und bitten die UserInnen um Fragen!

Janine Wulz: Hallo, freu mich auf eine spannende Stunde – aktuelle bildungspolitische Themen gibt´s ja genug zu diskutieren :-)

walter kogler: Soll es Ihrem Ideal nach in Zukunft mehr/gleich/weniger Absolvent/innen von Massenfächern geben ?

Janine Wulz: Wichtig ist, dass es für jede/n möglich ist zu studieren wofür er/sie sich interessiert. Viele wissen aber nicht, dass es weit über hundert verschiedene Studien an den österr. Hochschulen gibt. Da braucht es mehr Infos und Beratung – schon in der Schule!

pall_mall: Grüss gott Frau Wulz! Ihre Parteikollegen Van der Bellen und Grünewald können sich Studiengebühren vorstellen. Würden sie bei den Grünen austreten, wenn diese Für studien gebühren werben oder im Parlament dafür stimmen?

Janine Wulz: Ich erwarte mir, dass sich Van der Bellen und Grünewald an das Grüne Parteiprogramm halten und gegen Studiengebühren stimmen würden. Würden die Grünen ihre Grundhaltung ändern und damit anfangen Politik gegen Studierende zu machen, würde ich mich nicht mehr als grün verstehen können.

Herr Tee: WIe kann es sein, dass sich die ÖH bei momentanen Verhältnissen noch immer gegen Studiengebühren ausspricht? Natürlich müsst ein ausgewogenen Subventionspaket für Studenten die es sich nicht leisten geschnürt werden, für wohlhabendere jedoch, sollte

Janine Wulz: Es gibt keine wohlhabenden Studierenden – das durchschnittliche Studierendeneinkommen liegt bei etwa 900 Euro im Monat. Selbstverständlich sollten Menschen die es sich leisten können zu einem besseren Bildungssystem beitragen – dann aber bitte über ein gerechtes Steuersystem. Studiengebühren wären eine -gemessen am Einkommen – unverhältnismäßige Bildungssteuer. Um einen wesentlichen Beitrag zur Sanierung des Hochschulsektors beizutragen müssten die Studiengebühren tausende von Euros im Semester betragen – das hat dann nichts mehr mit sozialer Gerechtigkeit zu tun!

stretfordender: Mahlzeit, Frau Wulz. Bitte um eine kurze Stellungnahme zum Cafe Rosa.

Janine Wulz: Es gibt zu wenige Freiräume für Studierende, in denen es möglich ist ohne teuer zu konsumieren zu lernen, Arbeitsgruppen zu machen, Veranstaltungen zu planen oder zu diskutieren. An vielen Unis gibt es daher von Studierenden selbstverwaltete Räume, die diese Lücke füllen wollen. Das Cafe Rosa ist ein solches Projekt an der Uni Wien. Ich denke, dass es wichtig ist solche Freiräume zu schaffen und Studierenden zu ermöglichen sich in ÖH-Projekte einzubringen.

stretfordender: Glauben Sie, dass eine Pflichtmitgliedschaft in der ÖH heutzutage noch zeitgemäß ist?

Janine Wulz: Die ÖH vertritt alle Studierenden in Österreich und hat damit europaweit eine fast einzigartige Position: dadurch dass die ÖH gesetzlich verankert ist, wird sie politisch ernstgenommen und kann zudem unabhängig von den Interessen Dritter arbeiten. Das macht die ÖH stark: über 1000 Studierende engagieren sich in der ÖH, machen Beratung, diskutieren über Lehrpläne und schließlich über das Universitätsgesetz. Ohne dem ÖH -Beitrag wäre diese direkte Vertretungsarbeit auf allen Ebenen nicht möglich.

Theatre of Tragedy: Frau Wulz, habe ich als ÖH-Beitragszahler durch das Prinzip der Basisdemokratie ein Anrecht darauf, die Geschäftsbücher des Cafe Rosas einzusehen? Ja oder nein genügt vollkommen.

Janine Wulz: Im Cafe Rosa gibt es regelmäßig offene und basisdemokratische Plena, am Besten du schaust dort vorbei.

ElQueNoEntiende: Bei dem links-linken Skandal-Beisl "Café Rosa" wurden auf dubiose Weise knapp 500.000 Euro versenkt. Sie waren ja stark involviert in diese Geschichte, die stark an Grasser-Methoden erinnert! Wann nehmen Sie Ihre Verantwortung wahr und treten zurück

Janine Wulz: Das Cafe Rosa ist ein Projekt der ÖH Uni Wien. Ich bin in der Bundesvertretung aktiv. Aus meiner Zeit an der ÖH Uni Wien weiß ich, dass das Geld durchaus sinnvoll investiert wurde: etwa 200.000 Euro sind in Ablöse (Möbel, Geräte etc.) geflossen, etwa 100.000 in den barrierefreien Umbau des Lokals (Rollstuhlgerechte Toilette,. Blindenleitsystem, Rampen...) Der Rest der 400.000 Euro wurde in MaklerInnengebühren, Provsion und Startkapital für das Rosa verwendet. Der Großteil des Geldes würde bei einer Schließung also wieder an die ÖH zurückfließen. Man kann das Projekt gut oder schlecht finden – ich würde aber um eine sachliche Diskussion bitten.

tehj4ckass: Liebe Janine, wie steht der ÖH Vorsitz eigentlich zu der Causa "Cafe Rosa". Hat die ÖH wirklich zu viel Geld auf der Seite um ein derartiges Projekt mit Unsummen von ÖH-Beiträgen zu finanzieren? Bzw. finde ich den Betrieb/Finanzierung eines Cafes (s

Janine Wulz: Ich sehe es als Aufgabe der ÖH, Möglichkeiten zu schaffen in denen Studierende Raum haben selbst politisch aktiv zu werden, sich einzumischen und an hochschulpolitischen Prozessen mitzumischen. Eine Möglichkeit diesen Raum zu schaffen sehe ich im Cafe Rosa – und ich hoffe, dass sehr viele der ÖH Mitglieder es in Anspruch nehmen :-)

Kofi2k: ad Cafe Rosa: Denken Sie nicht, dass es sinnvoller wäre die diversen Grundsätze (antiklerikal etc) zu überdenken vor allem da sich dadurch ja gerade wieder einzelne Leute diskriminiert fühlen? Das Cafe ist momentan eigentlich nur anti-gewinnbringend

Janine Wulz: Die Grundsätze des Cafe Rosas sind Sache der ÖH Uni Wien – es gibt regelmäßig offene Plena. Dort kann über die Grundsätze und mögliches Veränderungspotential diskutiert werden.

phim: Was denken Sie über Frauenqouten, zB in in universitären Kommissionen?

Janine Wulz: Frauenquoten sind eines von vielen Werkzeugen, die es braucht um geschlechtergerechtigkeit herzustellen – an Unis und Hochschulen, aber auch in anderen Bereichen. Mehr als 53% der Studierenden sind Frauen, aber nur 21% der ProfessorInnen sind weiblich. Hier gibt es eine strukturelle Schieflage. Neben Förderprogrammen und mehr weiblichen Vorbildern, ist eine Frauenquote eines der am Besten funktionierenden tools, um hier etwas nachhaltig zu verändern!

it's me3: Die ÖH vertritt ALLE Studierenen in Österreich? Ich höre im Zusammenhang mit der ÖH immer nur Universität. Werden Ihrer Meinung nach Uni und FH gleich stark vertreten?

Janine Wulz: Die ÖH vertritt selbstverständlich auch die Studierenden an den FHs. Da es erst sein wenigen Jahren eine gestzliche Vertretung an den FHs gibt, hat die ÖH hier sicherlich noch ein wenig Aufholbedarf- wir freuen uns über Leute, die sich direkt an den FHs engagieren wollen, oder uns Feedback geben möchten!

d718e5e9-de25-494e: Frau Wulz, nochmals zur finanziellen Situation des Café Rosa: Ich möchte von Ihnen eine klare eindeutige Antwort (JA oder NEIN!!) ob es für mich als ÖH-Beitragszahler eine Möglichkeit gibt, Einblick in die Café Rosa-Bücher zu bekommen.

Janine Wulz: Dazu kann ich leider keine klare Auskunft geben. Bitte bei der ÖH Uni Wien nachfragen!

7c3c540a-4fbd-4f1d-8a4a-09580f14df38: Liebe Janine: Wie Du weißt plant die ÖH-Uni Wien die Kooperation mit dem studierendenverwalteten Freiraum StudentInnenkindergarten zu beenden. Glaubst Du werden wir da noch eine Eingung zum Fortbestand dieser unserer bewährten Einrichtung finden?

Janine Wulz: Grundsätzlich ist es eine wichtige Aufgabe der ÖH, Studierende mit Kindern zu unterstützen. Kinderbetreuungseinrichtungen sind dabei zentral. Das steht auch für die ÖH Uni Wien außer Frage. Ich hoffe, dass es eine Einigung zwischen dem Verein und der ÖH Uni Wien gibt. Ich würde mir in dieser Diskussion insgesamt etwas mehr Sachlichkeit wünschen.

Nau7ic: Sie sagen, dass das Cafe Rosa ein Projekt der ÖH Uni Wien ist. Werden konsequenzen in der Vertretung der Uni Wien gezogen oder bleibt wie so oft alles beim alten?

Janine Wulz: Die ÖH Uni Wien ist eine eigenständige Institution, für die ich nicht sprechen kann. Ich bitte daher diese Frage dorthin zu richten.

pall_mall: Frau Wulz die Gerüchteküche besagt, dass der Planmäßige Wechsel an der Sptze der ÖD nicht stattfinden soll und sie auch im zweiten Jahr vorsitzende bleiben. Ist da was dran oder werden sie wie vorgesehen zur Hälfte der Amtsperiode zurcüktreten?

Janine Wulz: Dieses Gerücht ist mir neu. Das ÖH Vorsitzteam arbeitet von Anfang an als Team ausgezeichnet zusammen. Dass es – wie vereinbart – einen Wechsel geben wird, steht außer Frage!

tizi27: Ein Vögelchen aus dem ÖH-Referat hat mir gezwitschert, dass Jahr für Jahr tausende neue Broschüren gedruckt werden, die zum Teil einfach nur im Büro rumstehen (siehe 8. März 2011 Flyer). Ist das, wofür unser Beitrag verwendet wird?

Janine Wulz: Eine der zentralen Aufgaben der ÖH ist es Information für Studierende bereit zu stellen. Deshalb gibt es über 20 Broschüren (Sozialrecht, Versicherungen, Wohnen, Studieren mit Kind...) die an allen ÖH Standorten aufliegen. Meistens sind die Broschüren schnell vergriffen. Sollten welche mal nicht verteilt werden, würde ich um genauere Infos bitten, damit wir dem nachgehen können.

WR82: liebe frau WULZ, würden sie bitte konkret stellung beziehen? – waren nicht sie selbst für die vergabe der gelder für das "cafe rosa" verantwortlich?

Janine Wulz: Das Cafe Rosa eröffnete im Mai 2011. Zu dieser Zeit habe ich mich in der ÖH Uni Wien engagiert und begeistert am Projekt Cafe Rosa mitgearbeitet, weil ich es für wichtig halte, dass es Freiräume für Studierende gibt.

Luc P: Frau Wulz, warum glauben Sie ist die Wahlbeteiligung bei ÖH-Wahlen in den vergangenen Jahren so niedrig? Wie gegensteuern?

Janine Wulz: Die geringe Wahlbeteiligung ist ein Problem. Die ÖH arbeitet dem mit verstärkter Öffentlichkeitsarbeit entgegen und konnte die Beteiligung bei der letzten Wahl damit steigern. Ein Problem dabei ist: die ÖH wird seit 2005 nicht mehr direkt gewählt. Das macht für viele den Wahlprozess undurchsichtig und damit auch uninteressant. Wir sind im Moment in Gesprächen mit dem BMWF die Direktwahl wieder einzuführen!

PaulchenP: Wie schaut es eigentlich mit dem Thema Wahlrecht an der ÖH aus? Kann ich in absehbarer Zeit die österreichweite Vertretung wieder direkt wählen?

Janine Wulz: Wir sind in guten Gesprächen mit Minister Töchterle, der schon mehrfach angekündigt hat, die Direktwahl wieder einführen zu wollen. Ein Konzept der ÖH liegt seit einem Jahr vor – ich hoffe das es umgesetzt wird und meine NachfolgerInnen direkt gewählt werden können

basante: Aktuell versucht die ÖH ja eine Alternative zum Hochschulplan von Töchterle zu erarbeiten, wie läuft es da im Moment?

Janine Wulz: Die ÖH arbeitet gerade fieberhaft am Forum Hochschule – in 5 offenen Arbeitsgruppen haben sich Studierende, ExpertInnen, Lehrende und Interessierte zusammengetan und Antworten auf Fragen der Hochschulfinanzierung, sozialen Absicherung und Hochshculorganisation gefunden. Die Ergebnisse werden am 28.3. präsentiert. Ich freue mich schon auf viele spannende Diskussionen danach!

Manfred Bieder: Könnte ich das Cafe Rosa für eine Party mieten?

Janine Wulz: Ja, bitte dort per mail anfragen.

Maxi400: Liebe Janine Wulz – in österreich eine vl etwas unübliche Frage, aber als beitragszahler würde mich das interessieren: Wieviel verdienen Sie eigentlich auf der ÖH?

Janine Wulz: Meine Arbeit auf der ÖH ist ehrenamtlich, wie die von allen anderen SachbearbeiterInnen und ReferentInnen. Wir bekommen eine Aufwandsentschädigung, die je nach Hochschule und Position zwischen 50 und 500 Euro monatlich liegt. Details findest du in unserer öffentlichen Bilanz.

Franz Freiherr von Sommaruga: Was unternimmt die ÖH in Fragen der Studieneingangs- und orientierungsprüfungen? Vor allem, was soll an der STEOP geändert werden?

Janine Wulz: Die STEOP ist eine Schikane und wird an vielen Unis dazu verwendet Studierende aus ihrem Wunschstudium zu prüfen. Wir haben eione STEOPWATCH ins Leben gerufen und eine Umfrage dazu gestartet – über 2300 Studierende haben geantwortet und erklärt: die STEOP übt zuviel Druck aus und dient ganz und gar nicht der Orientierung. Wie fordern eine Abschaffung und zumindest kurzfristig eine Verbesserung was den dritten Prüfungsantritt, Beihilfen etc. betrifft. Dazu sind wir in Gesprächen mit Rektoraten und dem Ministerium. Ich hoffe, dass wir bald eine Verbesserung durchsetzen können!

Dante75: Wie ist ihr Verhältnis zum Wissenschaftsminister Töchterle? Gibt es regelmäßige Treffen zwecks Ideenaustausch o.ä.?

Janine Wulz: Minister Töchterle und wir haben eine gute Gesprächsbasis. Wir treffen uns regelmäßig zu aktuellen Diskussionen und finden auch ab und an gemeinsame Lösungen – z.B. zur Abschaffung der Voranmeldung. Wir haben aber auch einige sehr unterschiedliche Positionen – z.B: was den freien Hochschulzugang angeht. Da ist es auch manchmal nötig miteinander zu streiten.

Maxi400: die öh hat ja eine riesige summe an rücklagen aufgelöst um studiengebühren zu verhindern. was passiert mit dem geld, wenn das geglückt ist und die einschreckende wirkung gar nicht erst benötigt hat, dass das geld angegriffen wird?

Janine Wulz: Die ÖH hat sich gerüstet um, sollten Unis tatsächlich autonome Gebühren einheben, dagegen vorgehen zu können und Studierende auf dem Klagsweg zu unterstützen. Natürlich hoffe ich, dass die Unis einsehen, dass willkürliche Studiengebühren ohne rechtliche Grundlage nicht eingehoben werden können. In diesem Fall würde das Geld wieder in die Rücklagen der ÖH zurückfließen und für andere Projekte zur Verfügung stehen.

abc desf: Angesichts der aktuellen bildungspolitschen Lage finde ich es sehr schade dass hier alle nur das Cafe Rosa intressiert... Glauben Sie wird die SPÖ in der Debatte um Studiengebühren umfallen?

Janine Wulz: Es gibt in der SPÖ einige PolitikerInnen, die sich sehr vehement gegen Studiengebühren einsetzen. Ich hoffe, dass diese nicht umfallen und weiter für den freien und offenen Hochschulzugang kämpfen. Die Geschichte zeigt leider, dass die SPÖ auch anders kann – dann werden wir als ÖH natürlich dagegen protestieren.

Nau7ic: Frau Wulz, in Deutschland hat Wulff wegen geringer Summen gehen müssen. Gibt Ihnen, dass zu denken?

Janine Wulz: Es steht jedem frei die Projekte der ÖH gut oder schlecht zu finden. Unhaltbare Vorwürfe und Vergleiche mit Politikern, die sich persönlich bereichert haben, gehören für mich nicht zu einer wünschenswerten Diskussionskultur.

ModeratorIn: So viele Fragen, aber leider zu wenig Zeit! Wir danken Janine Wulz fürs Kommen. Morgen ist übrigens Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle bei uns zu Gast. Um 11.30 Uhr geht es los.

Janine Wulz: Vielen Dank für die Fragen! Ich freu mich schon auf die Diskussion mit Minister Töchterle morgen. Einen schönen Nachmittag allerseits :-)