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Wer bereits mit einem Kurztrip zur EM nach Polen diesen Sommer liebäugelt, sollte vor Ort kein allzu auffälliges Verhalten an den Tag legen. Die polnische Polizei plant nämlich für die zwischen 8. Juni und 1. Juli stattfindende Fußball-Europameisterschaft den Einsatz von ausgedehnten Überwachungsanlagen. Einen ersten Test soll dabei auch das umstrittene von der EU mit elf Millionen Euro geförderte Projekt INDECT absolvieren, mit der besonders die in Polen sehr aktive Hooligan-Szene observiert werden soll.
Verknüpfung der Daten
Das System "Intelligent Information System Supporting Observation, Searching and Detection for Security of Citizens in Urban Environment" beinhaltet Handy-Ortung, Kamera-Überwachung sowie die Verknüpfung von Daten aus sozialen Online-Netzwerken und nationalen Polizeidatenbanken. Verdächtige Personen sollen bereits ab dem Grenzübertritt bewacht werden, berichtet das Onlinemagazin Focus.
Auffälliges Verhalten
Als verdächtig gelte man, wenn man sich zum Beispiel zu schnell oder gegen die Laufrichtung der Masse bewegt oder heftig gestikuliert. Auch das Betrachten eines parkenden Fahrzeugs im Stadtbereich soll die Aufmerksamkeit der Beamten erregen. Wird das Gesicht der verdächtigen Person aufgenommen, kann anschließend nach dem Namen gesucht werden - Facebook und andere Gesichtserkennungs-Programme machen es möglich. Ist die Person auch noch in den Datenbanken der Polizei vermerkt, kann INDECT die Handy-Überwachung des Verdächtigen anordnen.
Operation "Libero"
In Warschau wurde dafür ein Sicherheits-Hauptquartier eingerichtet, das mit Interpol und Europol kooperiert. Im Rahmen der Operation "Libero" testen derzeit polnische Beamten ihren Einsatz bei gewalttätigen Fußballfans, Terrorangriffen sowie Naturkatastrophen. Bereits 70 Kameras mit 35-facher Vergrößerung und 360-Grad-Aufnahme wurden in der Stadt Łódź aufgestellt. Ebenfalls geplant sind mobile Scanner bei allen Spielen in polnischen Stadien, die die Besucher nach pyrotechnischem Mitbringsel durchsuchen werden. Für weiteren Schutz sollen Scharfschützen sorgen, so Focus.
Massive Kritik von Datenschützern
Nach massiven Vorwürfen von Datenschützern und Politikern, da das Überwachungssystem stark verfassungswidrig sein soll, reagierte das EU-Parlament und erklärte, den Einsatz von INDECT noch einmal genau zu untersuchen. (ez, derStandard.at, 12.03.2012)