Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/Abedin Taherkenareh
Teheran - In der iranischen Hauptstadt Teheran ist es am Samstag zu den schwersten Gewaltausbrüchen seit Beginn der Proteste gegen den herrschenden islamischen Klerus im Iran Anfang der Woche gekommen.

Gewaltsames Vorgehen

Hunderte Mitglieder radikal-islamischer Milizen gingen in der Nacht gewaltsam gegen Demonstranten vor, die gegen die Regierung protestierten. Die Milizionäre zogen junge Leute aus Autos und schlugen mit Stöcken auf diese ein, wie Augenzeugen berichteten. Mehrere Menschen seien verletzt worden. Zudem seien Demonstranten festgenommen worden. Die studentische Nachrichtenagentur ISNA meldete, Angreifer seien zudem in drei Studentenwohnheime eingedrungen, hätten Bewohner geschlagen und Mobiliar zerstört. Am Morgen beruhigte sich die Lage. Das Innenministerium nahm zu den Vorfällen nicht Stellung.

Ein in den USA ansässiger Fernsehsender von Exil-Iranern berichtete von Zusammenstößen auch in der zentral-iranischen Stadt Isfahan.

Keinen Glauben an Reformen

Der Zorn der Demonstranten richtet sich gegen den konservativen Klerus wie auch gegen die reformorientierte Regierung. Viele Iraner haben den Glauben daran verloren, dass Präsident Mohammad Khatami seine angekündigten Reformen in der islamischen Republik durchsetzen kann. Im Iran kontrollieren seit der islamischen Revolution 1979 konservative Geistliche unter anderem Justiz und Armee. Sie blockieren die Reformen, die Khatami und eine Mehrheit im Parlament anstreben.

Mit Schlagstöcken auf Studenten

Ein Reuters-Korrespondent sah , wie mehr als hundert Milizionäre eine Gruppe von ein paar Dutzend Studenten attackierte, die das geistliche Oberhaupt des Iran, Ajatollah Ali Khamenei mit der Parole "Tod Khamenei" bedachten. Die Angreifer waren mit Schlagstöcken und Ketten bewaffnet. Einige trugen Kalaschnikow-Gewehre. Schüsse waren zu hören. Ein anderer Reuters-Korrespondent sah wie ein Jugendlicher mit blutigem Gesicht in Handschellen abgeführt wurde. Ein Minibus stand in der Nähe, der voller Festgenommener war.

Ein Fotograf berichtete, die Milizionäre hätten junge Leute aus Autos gezerrt und sie mit Fäusten und Stöcken traktiert. "Selbst junge Mädchen wurden geschlagen." Er selbst habe mindestens zehn Verletzte gesehen, sagte der Fotograf. Ein Mann habe eine Stichwunde gehabt. Die reformorientierte Zeitung "Jas-e No" warnte, das harte Vorgehen gegen die Demonstranten könne zu Gegengewalt führen: "Mit Prügel und unkontrolliertem Handeln bringen sie den Protestierenden die Lektion der Gewalt bei."

3000 Menschen protestieren

Die US-Regierung hatte die jüngsten Proteste im Iran begrüßt, an denen sich in den vergangenen Tagen bis zu 3000 Menschen beteiligt hatten. Die USA haben erklärt, den Reformwillen des iranischen Volkes unterstützen zu wollen. Sie werfen der iranischen Regierung vor, nach Atomwaffen zu streben und Terroristen zu unterstützen. Der Iran wies dies zurück. Khamenei machte die USA für die Proteste verantwortlich. (Reuters/APA)