Josef Winkler, jener suspendierte Polizist und FPÖ-Gemeinderat, der privat ermittelt und versucht hat, an einer Schule DNA-Proben einer Schülerin zu nehmen, dürfte für seine Aktionen mehrere tausend Euro erhalten haben. Das berichtet das Ö1-"Morgenjournal".

Die Affäre um die Suche nach der DNA einer angeblichen Tochter von Natascha Kampusch in einer Volksschule - ohne offiziellen Auftrag - hatte vor zwei Wochen für Schlagzeilen gesorgt. Hinweise, dass sich der suspendierte Polizist dafür kaufen ließ, liegen Ö1 nun in Form von SMS-Nachrichten vor. Außerdem hat jene Person, die dafür möglicherweise einen fünfstelligen Eurobetrag bezahlt hat, den Bericht bestätigt. Nicht auszuschließen also, dass zu den Ermittlungen gegen den Polizisten wegen Verdachts des Amtsmissbrauchs nun Anstiftung zum Amtsmissbrauch und Bestechung dazukommen.

Der Auftraggeber von Winkler dürfte Karl Kröll sein, der Bruder des verstorbenen Kampusch-Chefermittlers Franz Kröll. Dieser war überzeugt davon, dass es zumindest einen zweiten Kampusch-Entführer gab. Nach der Einstellung der Ermittlungen 2010 nahm er sich das Leben. 

Honorarzahlung bestätigt

In einer SMS an Ö1 schreibt Winkler nun: "Kröll hat Druck gemacht und hat mir 3.000 Euro versprochen." Karl Kröll glaubt, dass sein Bruder ermordet wurde und nicht durch Selbstmord starb. Seit Monaten ist er mit in- und ausländischen Medien in Kontakt, weil er von seinem Bruder Kampusch-Akten erhalten hat.

Nicht nachvollziehbar ist, warum Winkler behauptet hatte, der ehemalige Höchstrichter Johann Rzeszut sei ein Auftraggeber der Aktion in der Volksschule gewesen. "Habe mir gedacht, Dr. Rzeszut greifen die Medien nicht an", schreibt Winkler und hatte überlegt Anfang März, Kröll öffentlich zu beschuldigen.

Staatsanwaltschaft überprüft Kröll

Telefonate zwischen dem suspendierten Polizisten und Ö1 kamen nie zustande. Aber Karl Kröll, der Bruder des verstorbenen Ermittlers, bestätigt: Winkler habe ein Honorar bekommen, jeder wolle heutzutage ein Honorar, und eine Detektei hätte auch Geld verlangt. "Ich wollte ja nur, dass wir eine DNA bekommen", so Kröll. "Für mich kein Problem, Winkler hat in der Schule nichts verheimlicht, das war ja kein Amtsmissbrauch." Doch ob das stimmt, prüft die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt. Von einem zahlungskräftigen Auftraggeber und einer Schweigegeldzahlung hat man dort bisher aber nichts gehört.

"Wir prüfen, ob ein Ermittlungsverfahren wegen Anstiftung zum Amtsmissbrauch gegen ihn eingeleitet wird." Das sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, Ernst Habitzl, am Donnerstag. Gegen Johann Rzeszut werde nicht ermittelt, da kein Anfangsverdacht gegen ihn gegegebn sei. (red/APA, derStandard.at, 15.3.2012)