Regelmäßiger Sport und Bewegung sind wirksame Therapien bei Schmerzkranken. "Sport kann Schmerzen lindern und sogar die weitere Chronifizierung von Schmerzen aufhalten", erklärt  Michael Küster, Schmerztherapeut in Bonn-Bad Godesberg auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt/Main. Allerdings schlucken auch viele an sich gesunde Freizeitsportler vor einem Marathonlauf Schmerzmittel, um Muskelkater und Gelenkschmerz zu verhindern. Dieser sorglose Umgang mit Schmerzmitteln kann fatale Folgen haben. Das zeigen Umfragen und Untersuchungen beim Bonn-Marathon, die Küster in Frankfurt präsentierte.

Im Leistungssport ist der Konsum von Schmerzmitteln weit verbreitet. Immer wieder räumen Spitzensportler ein, dass die Painkiller "wie Bonbons" eingeworfen werden. Doch wie sieht die Situation im Freizeitsport aus? Um dies herauszufinden hatte Michael Küster im Jahr 2009 erstmals die Teilnehmer des Bonner Marathons nach ihrem Schmerzmittelkonsum befragt. Das Ergebnis sorgte damals für Schlagzeilen: Jeder zweite Marathoner räumte ein, vor dem Start Schmerzmittel zu nehmen, um Muskel- und Gelenkschmerzen vorzubeugen, jedoch hatten nur wenige Starter bereits vor dem Start Schmerzen.

Schwere Nebeniwrkungen

Im Jahr 2010 legte Küster dann nach: Die Läufer wurden vor dem Lauf vor dem unkritischem Schmerzmittelkonsum vom Veranstalter gewarnt, die Studienergebnisse und weiterführende Literatur wurde allen per Mail zugesandt. Gleichzeitig lief erneut eine Umfrage, an der sich 4000 Sportler beteiligten. Allerdings ging es bei dieser nicht mehr nur um den Medikamentenkonsum, sondern auch um dessen Folgen, die lebensbedrohlich sein können. 

Die nun unlängst abgeschlossene erste Auswertung der Daten, die demnächst publiziert werden, hat die Experten ernüchtert: "Am Einnahmeverhalten hat sich praktisch nichts geändert", stellt Küster fest, "die Warnungen sind quasi verpufft." Dazu kommt: Mehr als die Hälfte der Sportler, die Schmerzmittel genommen hatten, litt unter Nebenwirkungen. Da meistens Nichtsteroidale Antirheumatika eingenommen werden (Ibuprofen, Acetylsalicylsäure etc.) dominieren Nebenwirkungen im Magen-Darm-Bereich und an den Nieren. "Blutiger Urin, blutiger Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Herz-Kreislauf Probleme", resümiert Küster das Spektrum. Einige Läufer erlitten ein akutes Nierenversagen, einige Sportler, die Acetylsalicylsäure geschluckt hatten, bekamen einen Herzinfarkt oder behandlungsbedürftige blutende Magengeschwüre in den ersten Stunden nach Beendigung des Marathons. (red, 15.3.2012)