Wien - "Wir prüfen, ob ein Ermittlungsverfahren wegen Anstiftung zum Amtsmissbrauch gegen ihn eingeleitet wird." Das sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, Ernst Habitzl, am Donnerstag. Gemeint ist der Bruder von Oberst Franz Kröll, des Ermittlers im Fall Natascha Kampusch, der Selbstmord begangen hatte. Hintergrund der Überprüfung sind die Privatnachforschungen eines Wiener Polizisten und FPÖ-Gemeinderats in einer niederösterreichischen Schule, um DNA-Proben eines Mädchens im Zusammenhang mit dem Fall Kampusch zu beschaffen.

Wie das Ö1-Morgenjournal unter Berufung auf den angeblichen SMS-Verkehr des suspendierten Beamten mit dem Redakteur berichtete, soll der Bruder des verstorbenen Kampusch-Ermittlers den Polizisten mit den Erhebungen in der Schule beauftragt haben.

Zahlung zugegeben, dann dementiert

Allerdings: Während Kröll zunächst zugab, dem vom Dienst suspendierten Beamten Geld gezahlt zu haben, dementierte er das später wieder. Und der Polizist kündigte am Donnerstag überhaupt eine mögliche Anzeige gegen Kröll wegen Verleumdung an. Mysteriös ist tatsächlich, dass sich nicht feststellen lässt, von wem die SMS geschickt wurden - sie kamen von Wertkarten-Handys. Darüber hinaus fällt auf, dass der Name „Kröll" immer wieder falsch geschrieben wurde, beispielsweise als „Kreull".

In den Kurznachrichten wird angeblich auch erklärt, warum zunächst der ehemalige OGH-Präsidenten Johann Rzeszut als Auftraggeber genannt wurde. Der werde von den Medien nicht angegriffen, schrieb der Unbekannte. Gegen Reszut ermittelt die Staatsanwaltschaft nicht. (red, DER STANDARD, 15.03.2012)