Sarah Spiekermann

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Nacktscanner ohne Datenschutz...

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und mit Datenschutz.

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Wenn die Hersteller von Nacktscannern den neuen Datenschutzverordnungsvorschlag der EU-Kommission durchgehen, werden sie über den Passus zu "Data protection by design" stolpern, der sie zukünftig verpflichtet, schon bei der Entwicklung von neuen Technologien darauf zu achten, nur solche Daten zu verarbeiten, die für den Zweck der Anlage erforderlich sind. Um es klar zu sagen: Für den Zweck der Sicherheitserhöhung an Flughäfen durch Ganzkörperscanner ist ein genaues Abbild des Menschen jedoch nicht erforderlich, sondern nur Konturen (siehe Bild). Ergo, nach der neuen Datenschutzverordnung, die hoffentlich bald ratifiziert wird, sind Nacktscanner gesetzeswidrig, wenn sie ein genaues Bild des Menschen aufzeichnen. So zumindest würde ich das neue Gesetz interpretieren. Und daher freue ich mich, dass wir erstens mal ein 'gutes' Gesetz aus Brüssel bekommen und ich mich zweitens nicht vor irgendwelchen Sicherheitsbeamten ausziehen muss.

Datenschutzfreundliche Scanningvariante

Allerdings gibt es einen Haken: Angeblich soll es bisher nur ein Unternehmen geben, das die datenschutzfreundliche Scanningvariante anbietet: Dies ist die Firma L3 Communications Security and Detection Systems, die aus USA stammt und damit die einzige Firma wäre, die unsere neuen europäischen Datenschutzvorgaben erfüllt. Schaffen sich also unsere 468 europäischen Flughäfen in den nächsten Jahren auch nur 2 Nacktscanner an, dann fließen die ersten 1,2 Milliarden Euro Anschaffungskosten direkt nach USA. Und gönnen wir das den Amis? Wahrscheinlich nicht. Und deshalb hat meiner Meinung nach das EU Parlament im letzten September wohl im Interesse der europäischen Nacktscannerhersteller auch zugestimmt, dass wir uns im Namen von "made in Europe" demnächst entblößen. Aber war das eine ökonomisch weise Entscheidung? Nein, denn die Parlamentarier haben lediglich schlechterer Technologie den Marktzutritt erlaubt. Und ich glaube auch nicht, dass sich ein Flughafenbetreiber den Stress antut, mit Leuten demnächst über deren Nacktfotos zu diskutieren. Die L3 Communications wird sich daher ohnehin am Markt durchsetzen weil sie einfach mal besser nachgedacht hat. Sie hat eine "ethischere" Maschine gebaut.

"Privacy-by-Design" pro-aktiv berücksichtigen

Das Beispiel zeigt, dass Tech-Unternehmen, die den Datenschutz ernst nehmen und "Privacy-by-Design" pro-aktiv berücksichtigen, Marktvorteile haben. Sie setzen sich im Wettbewerb besser durch. Und ich gönne dem amerikanischen Unternehmen daher die 1,2 Milliarden Euro. Mit der neuen Datenschutzverordnung werden die europäischen Unternehmen gesetzlich verpflichtet sein, demnächst auch besser nachzudenken und Wettbewerbsvorteile durch "data protection by design" zu erzielen.