Auf Pinterest können Nutzer virtuelle Pinnwände anlegen und eigene Fotos hochladen sowie Bilder anderer Nutzer anpinnen.

Screenshot: red

In den USA schon seit Monaten der neue Hype im Social Web, fasst die Foto-Sharing-Plattform Pinterest nun langsam auch hierzulande Fuß. Nutzer können auf Pinterest einerseits selbst Fotos hochladen und auf eigenen virtuellen Pinnwänden ("Boards") präsentieren. Was die Plattform jedoch von den zig anderen Foto-Seiten abhebt, ist das einfache "Repinnen" fremder Bilder. So können Nutzer nicht nur Fotos anderer Pinterest-User über den "Repin"-Button in ihre eigenen Boards schieben, sondern auch von jeder Website übernehmen. Mit dem Hype tauchen nun auch die ersten Probleme auf.

Nur auf Einladung offen

Der Dienst startete im März 2010 zunächst in eine geschlossene Beta-Phase für ausgewählte Nutzer. Mittlerweile kann jeder User ein Profil anlegen, der eine Einladung ergattert hat. Besonders schwer ist das allerdings nicht, denn aktive Pinterest-User haben die Möglichkeit, weitere Nutzer an Bord zu holen. Das "Repinnen" von Fotos erfolgt denkbar einfach über ein eigenes Bookmarklet für den Browser.

Katzenfotos bis Infografiken

Den Inhalten sind (abseits des rechtlichen Rahmens) keine Grenzen gesetzt. So finden sich Landschaftsaufnahmen neben Katzenfotos und Infografiken ebenso wie ganze Ideensammlungen für das nächste Tattoo oder die Traumhochzeit. Wie von Twitter oder Google+ bekannt, kann man anderen Nutzern folgen und entweder deren gesamten Stream abonnieren oder nur einzelne Boards auswählen. Über neue Follower, gepinnte Fotos und Likes einzelner Fotos wird in einer Aktivitätsanzeige informiert. Für unterwegs gibt es eine iPhone-App.

Rechtliche Probleme

Laut Zahlen von ComScore zog die Seite im Februar 17,8 Millionen Unique User an. Mit dem zunehmenden Interesse kommen nun jedoch auch die ersten Probleme. Das einfache Teilen von Fotos und Grafiken, die man im Netz aufgestöbert hat, wirft vor allem rechtliche Fragen auf. Denn Inhalte, an denen man keine Verwertungsrechte hat, darf man ohne Zustimmung des Rechteinhabers bekanntlich nicht kopieren und an anderer Stelle selbst präsentieren. In manchen Fällen reicht zwar die Quellenangabe aus - bei gepinnten Fotos wird automatisch zur Original-Seite verlinkt. Doch das gilt nur für Fotos, die unter einer entsprechenden Lizenz veröffentlicht wurden. Pinterest übernimmt für die geteilten Inhalte der Nutzer keine Verantwortung.

Flickr-User können Pinterest blockieren 

Andere Foto-Plattformen verfolgen die Entwicklung des Neulings bereits mit Argusaugen. So hat Flickr für seine Nutzer die Möglichkeit implementiert, ihre Fotos für das Repinnen zu deaktivieren. Wie im Rahmen des Digital Millennium Copyright Act (DMCA) von US-Unternehmen vorgesehen, können Rechteinhaber zwar auch von Pinterest verlangen, dass widerrechtlich verbreitete Inhalte gelöscht werden. Das Unternehmen bietet dafür ein eigenes Formular. Doch diese Maßnahme könnte sich als nicht ausreichend erweisen.

Verbesserungen angekündigt

Pinterest hat bereits eine Verbesserung in dieser Hinsicht versprochen. Das Thema kam erstmals auf, nachdem die Fotografin und Anwältin Kristen Kowalski in einem Blogeintrag darauf aufmerksam gemacht hat. Pinterest-CEO Ben Silbermann nahm daraufhin Kontakt mit ihr auf und diskutierte Möglichkeiten, wie man mehr Rechtssicherheit schaffen könnte. Gegenüber dem "Wall Street Journal" erklärte Kowalski, dass beispielsweise ein Tool eingeführt werden könnte, mit dem Pinterest-User eine Anfrage an Webseiten-Betreiber stellen können. So könnte man die Erlaubnis einholen, ein Foto teilen zu dürfen.

Nächstes Problem: Scams

Die rechtliche Lage ist jedoch nicht der einzige Problemherd für das Start-up. Sicherheitsexperten warnen bereits vor zunehmendem Scam. So tauchen auf der Plattform immer öfter Sonderangebote oder Gutscheine auf, die zu zwielichtigen Seiten führen, auf denen Nutzer nach persönlichen Informationen gefragt werden. Während diese Art des Online-Betrugs und andere schädliche Websites auf Facebook und Twitter einfacher zu erkennen sind, gibt es bei Pinterest noch keine Möglichkeit, derartiges auszufiltern. Auch haben die Betreiber bereits angekündigt nachzubessern. So untersuchen die Entwickler derzeit, wie man die automatische Verlinkung auf schädliche Websites verhindern kann, erklärte eine Sprecherin gegenüber Mashable

Die rasche Reaktion des Pinterest-Teams auf die aufkeimenden Probleme zeigt, dass sie nicht zum nächsten Napster werden wollen und ihre Plattform auch nicht zur Spam- und Scam-Schleuder verkommen lassen wollen. (Birgit Riegler, derStandard.at, 18.3.2012)