Grafik: DER STANDARD

Linz - Wenn man in Österreich die Regierung wählen könnte, würde sie kaum anders aussehen als heute - und die FPÖ wäre darin nicht vertreten. Tatsächlich wählt man ja die Zusammensetzung des Nationalrats - ohne Einflussmöglichkeit auf künftige Regierungsformen.

Für den STANDARD erhob das Linzer Market-Institut, wen sich die Österreicherinnen und Österreicher als Kanzler wünschen und welche Parteien in der nächsten Regierung vertreten sein sollen.

Die Kanzlerwahl würde Amtsinhaber Werner Faymann für sich entscheiden: 22 Prozent nennen ihn spontan als Favoriten für die Funktion des Regierungschefs, weitere fünf Prozent entscheiden sich auf Nachfrage für Faymann. Damit liegt der Bundeskanzler nicht allzu weit von den hochgerechneten Umfragewerten für seine Partei entfernt: 29 Prozent weist die aktuelle März-Hochrechnung von Market für die SPÖ aus.

An zweiter Stelle in der Kanzlerfrage liegen Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache: Je neun Prozent nennen den jeweiligen Politiker - auf Nachfrage kommen noch jeweils fünf Prozent dazu.

Unterschiedlich ist allerdings die Hochrechnung: Laut Market käme die FPÖ derzeit auf 27 Prozent der Stimmen, die ÖVP aber nur auf 24.

Heißt das, dass Strache eher in der Regierung gewünscht wird als Spindelegger? Market-Chef Werner Beutelmeyer kann das aus seinen Daten so nicht herauslesen. Im Gegenteil: "Die FPÖ hat anhaltend hohen Zuspruch, man will ihr parlamentarisches Gewicht geben, aber nicht Regierungsverantwortung."

Im Vergleich der aktuellen Zahlen mit jenen vom vergangenen Frühjahr zeigt sich, dass die FPÖ heute klar als Regierungspartei abgelehnt wird, während die ÖVP nach wie vor als Koalitionspartner geschätzt ist. Nur 36 Prozent wollen die FPÖ in der Regierung sehen - im Vorjahr waren es noch 43 Prozent. Derzeit wünschen sich vier von fünf FPÖ-Wählern eine freiheitliche Regierungsbeteiligung, der Rest ist eher auf Oppositionskurs. Auffallend ist, dass SPÖ-Wähler eher als ÖVP-Wähler eine blaue Regierungsbeteiligung gutheißen würden. Es sind vor allem männliche Befragte aus der mittleren Bildungs- und untersten Einkommensschicht, die die FPÖ am Kabinettstisch sitzen sehen wollen.

Grünwähler drängen auch besonders darauf, dass die Grünen in die Regierung kommen, aber auch vier von fünf Sozialdemokraten wünschen sich grüne Minister.

Die Grafik zeigt: SPÖ und ÖVP werden besonders deutlich in der Regierung gewünscht, im Zeitvergleich zum Mai des Vorjahres gibt es kaum Änderungen. Allerdings sind die Vorbehalte roter Wähler gegen die ÖVP und schwarzer Wähler gegen die SPÖ groß.

Die Grünwähler können sich neben der eigenen Partei gut eine rote - aber viel weniger gut eine schwarze - Regierungsbeteiligung vorstellen. Umgekehrt ist die Ablehnung noch deutlicher.

FPÖ-Wähler könnten am ehesten mit der ÖVP, am wenigsten mit den Grünen oder dem BZÖ in der Regierung glücklich werden. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 19.3.2012)