Salzburg - Ein Mitläufer der rechtsextremen Szene hat im Sommer 2011 als freiwilliger Mitarbeiter einer Spendenaktion in der Salzburger Linzergasse vor vier Passanten die Existenz des Holocausts und von Konzentrationslagern während des Nazi-Regimes im Zweiten Weltkrieg abgestritten. Auf seinen Beinen trug der 20-Jährige - teils sichtbar - eine Hakenkreuz- und Hitlerporträt-Tätowierung. Bei einer anschließenden Hausdurchsuchung fanden Polizisten 24.000 einschlägige Musikdateien, CDs und Videos. Vor einem Jugend-Geschworenengericht in Salzburg (Vorsitz Christina Rott) bezeichnete der nach dem Verbotsgesetz 3g angeklagte Bursch heute, Dienstag, das nationalsozialistische Gedankengut als "Schwachsinn" und versprach, davon Abstand zu nehmen. Ein Urteil steht noch aus.

Ausgerechnet an seinem 21. Geburtstag hatte sich der mehrfach und auch einschlägig vorbestrafte Flachgauer heute wegen Wiederbetätigung am Landesgericht Salzburg zu verantworten. Er zeigte sich voll geständig, möchte mit seiner Neonazi-Vergangenheit "komplett abschließen" und hält Ausländer, die er während der Haft kennengelernt hatte, "teilweise besser wie die unseren".

Glaubte seinen Freunden mehr als dem Geschichtelehrer

Verteidiger Johannes Hebenstreit brachte dem Beschuldigten seriöse Literatur über den Nazi-Terror (die Bücher "Auschwitz", "Holocaust", "das Tagebuch der Anne Frank") in die Justizanstalt Salzburg. Jetzt wisse er, was damals tatsächlich passiert sei, beteuerte der 21-Jährige. Als Zwölfjähriger imponierte ihm eine Gruppe älterer Rechtsextremer, sie nahmen ihn auf. Der Salzburger, der aus schwierigen Familienverhältnissen stammt und zuletzt in Braunau wohnte, fühlte sich "akzeptiert und integriert", wie er den Geschworenen schilderte. Er besorgte sich einschlägige T-Shirts und glaubte seinen Freunden mehr als dem Geschichtelehrer in der vierten Klasse Hauptschule, der über die NS-Greueltaten referierte.

Für den Verein, der bei einem Stand in der Salzburger Innenstadt Geld für missbrauchte Kinder sowie für Umwelt- und Tierschutz sammelte, hatte der Angeklagte am 13. Juli freiwillig mitgeholfen. Als die Passanten seine Tätowierungen sahen, entfachte sich ein verbaler Streit. "Die haben mich provoziert, ich wurde zornig." Deshalb habe er die Massenvernichtung geleugnet. "Er war ein Mitläufer, kein führender Nazi. Er weiß jetzt, was er falsch gemacht hat", erklärte sein Verteidiger.

Zweck des Verbotsgesetzes sei, nationalsozialistische Aktivitäten schon im Keim zu ersticken, betonte Staatsanwalt Karl Rene Fürlinger, der Kreis rechtsradikaler Menschen wachse europaweit an. Fürlinger verwies dabei auf das Attentat in Toulouse in Südfrankreich. Dass der Angeklagte "umkehren möchte", lasse eine gewisse Hoffnung aufkommen, meinte der Staatsanwalt. Der Beschuldigte sagte, er habe im Mai einen Termin bei einem Tätowierer, um die Nazi-Symbole übermalen zu lassen. (APA, 20.3.2012)