Als einziges der Staatsoberhäupter aller EU-Kandidatenländer, in denen bisher Referenden stattfanden, gab Václav Klaus keine Empfehlung für ein Ja ab. Stattdessen wies er auf den Verlust von Teilen der nationalen Souveränität in der EU hin und ließ damit erkennen, dass eine Nichtmitgliedschaft Tschechiens für ihn kein Unglück wäre. Amtsvorgänger Václav Havel konterte scharfzüngig: "Nur Gauner und Unredliche werden ein Stück Souveränität verlieren."
Die Tschechen blieben gelassen-pragmatisch. Ihr Votum hat eine herbfrische Note wie das böhmische Bier. Denn das Thema Souveränität ist mit dem Referendum nicht vom Tisch. Nächstes Jahr wird es möglicherweise eine weitere Volksabstimmung geben, und zwar über die EU-Verfassung. Es geht vor allem um den im Entwurf vorgesehenen Ratspräsidenten. In ihm fürchten nicht nur die Tschechen, sondern auch andere kleinere Nationen eine Art europäischen Übervater, der den anderen sagt, wohin die Reise geht. Dabei dürfte die Psychologie eine größere Rolle spielen als das tatsächliche Gewicht des Amtes.