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Intel zeigt Android-Tablet mit Medfield-Prozessor

Foto: Paul Sakuma/AP/dapd

Der US-Chip-Hersteller Intel macht ernst: Nachdem man die vergangenen Jahre die Entwicklungen bei mobilen Systemen verschlafen hatte, wird der gesamte Konzern künftig auf Ultrabooks, Tablets und Smartphones eingeschworen. Dazu werden die Investitionen in Forschung und Technologie 2012 von üblichen 8 bis 12 Milliarden US-Dollar pro Jahr auf 23 Milliarden Dollar gesteigert, erklärte der Konzern am Mittwoch im Rahmen eines Vortrags auf der Toshiba World in Bonn. Grund dafür ist eine Umwälzung des Computermarktes. Zwar nutzen nach wie vor die meisten Menschen PCs und konventionelle Laptops, um zu kommunizieren, im Internet zu surfen oder zu arbeiten, doch der Trend geht klar in Richtung mobiler Endgeräte.

Tablets boomen

Der führende Produzent von x86-Prozessoren, wie sie in den meisten PCs und Laptops zum Einsatz kommen, will auf die durch Smartphones und Tablets eingeläutete Post-PC-Ära vorbereitet sein. 2011 wurden laut den Marktforschern von Canalys erstmals mehr Smartphones als PCs verkauft. Gleichzeitig wächst der Tablet-Markt, seit dem Start Apples iPads im Jahr 2010, in Windeseile. Prognosen von IDC und Gartner zufolge würden 2012 über 100 Millionen Stück der Flachcomputer über die Ladentische wandern. Intels Problem: Auf praktisch allen der aktuell verkauften Geräte finden sich Prozessoren der britischen Schmiede ARM, die sich auf besonders stromsparende Architekturen spezialisiert hat und diese an Fertiger aus aller Welt lizenziert.

Gegenmittel

Um auf den Mobile-Zug aufzuspringen, fährt Intel eine zweigleisige Strategie. Einerseits soll der stagnierende PC-Markt durch schlanke, nutzerfreundliche Ultrabooks angeregt werden. Nach Designvorgabe zeichnet sich diese Notebook-Kategorie durch eine besonders schlanke Bauweise, schnelle Einsatzbereitschaft durch Chip-Speicher und lange Akkulaufzeiten aus. Die ersten Ultrabooks wurden bereits Ende 2011 in den Handel gebracht, 2012 soll die zweite Charge an Geräten durch Millionenschwere Marketingkampagnen und die dritte Generation der Core-Prozessoren den Durchbruch schaffen. Intel unterstützt Ultrabook-Hersteller wie Toshiba, Asus, Dell, HP oder Samsung dabei auch durch Werbezuschüsse aus einem 300 Millionen Dollar schweren Fond der eigenen Investment-Gruppe Intel Capital. "Ultrabooks haben bei uns oberste Priorität", betonte ein Sprecher am Mittwoch gegenüber Händlern und Journalisten.

2013 sollen Ultrabooks durch erste System-on-a-Chip-Lösungen (SoC) weiter optimiert werden. Durch die Verschmelzung der wesentlichen Systemkomponenten wie Prozessor und Grafikeinheit versprechen sich die Entwickler Leistungssteigerungen bei geringerem Energieverbrauch.

Mobiler Einstieg

Um andererseits bei Smartphones Fuß zu fassen, lanciert man ab dem zweiten Quartal des Jahres erste Prozessoren der Medfield-Architektur. Mobiltelefone und Tablets mit den stromsparenden Chips und Android-System sollen zeitgleich auf den Markt kommen, wenngleich zunächst nicht in den Stückzahlen ARM-basierter Modelle.

Bei Tablets setzt Intel nicht zuletzt auch stark auf Microsofts kommendes Betriebssystem Windows 8. Mit einer auch auf Touchscreens optimierten Metro-Benutzeroberfläche planen die Redmonder iPad und Android-Geräten Paroli zu bieten. Dazu wird man neben Intel-Chips zwar auch ARM-Prozessoren unterstützen. Intel könnte dennoch Hauptprofiteur des Windows-Einstiegs werden, da nur auf x86-Geräten alle Funktionen - inklusive dem traditionellen Desktop-Modus - ermöglicht werden. Mitbewerber dürfen das Wintel-Duopol jedenfalls auch in der Post-PC-Ära nicht abschreiben. (Zsolt Wilhelm aus Bonn, derStandard.at, 25.3.2012)