Brüssel - Im Kampf gegen Piraten in Somalia wollen die EU-Staaten deren Boote oder Treibstofftanks auch am Strand des ostafrikanischen Landes attackieren. Auf eine entsprechende Ausweitung des Mandats für den EU-Anti-Pirateneinsatz einigten sich am Donnerstag die EU-Verteidigungsminister in Brüssel, wie EU-Diplomaten mitteilten. Bodentruppen sollen nicht eingesetzt werden.

Die Atalanta-Mission soll humanitäre Hilfslieferungen des Welternährungsprogramms und zivile Handelsschiffe schützen. Doch trotz des Einsatzes ist die Zahl von Piratenangriffen vor der somalischen Küste, im Indischen Ozean und dem Arabischen Meer weiterhin hoch. Das Seegebiet gilt als das gefährlichste der Welt, allein im vergangenen Jahr gab es dort rund 230 Piratenangriffe.

Ziel der Mandatsausweitung ist es, auch logistische Einrichtungen der Piraten wie Boote und Treibstofftanks am Strand aus der Luft beschießen zu können. Der offizielle Beschluss soll EU-Diplomaten zufolge bei einem Treffen der EU-Außenminister am Freitag in Brüssel fallen.

Zusammenarbeit bei Luftbetankung

Die EU-Verteidigungsminister beschlossen ferner eine Zusammenarbeit bei der Luftbetankung in internationalen Einsätzen. 26 der 27 EU-Mitglieder erklärten am Donnerstag die Bereitschaft, ihre Tankflugzeuge im Rahmen von EU-, NATO- und anderen Einsätzen gemeinsam zu nutzen. Lediglich Dänemark nimmt nicht teil, da sich das Land nicht an der EU-Verteidigungszusammenarbeit beteiligt. Beim Militäreinsatz in Libyen im vergangenen Jahr waren die Europäer auf Tankflugzeuge der USA angewiesen.

Die Luftbetankung solle Priorität haben, sagte der Chef der Europäischen Verteidigungsbehörde (EDA), Claude-France Arnould. Die 13 Minister unterzeichneten zudem eine Absichtserklärung, Feldlazarette zu entwickeln, die mit unterschiedlichen Modulen eine Intensivversorgung von zivilen und militärischen Patienten mit Beatmungs- und Röntgengeräten gewährleisten können.

Die Europäer tun sich schwer, angesichts der Staatsverschuldung die Einsatzfähigkeit ihrer Armeen in großen Einsätzen zu wahren. Die USA konzentrieren sich zunehmend auf die Pazifik-Region, den Nahen Osten und Nordafrika. Die Ausgaben der 26 EDA-Mitglieder gingen 2010 real um sieben Prozent auf 194 Milliarden Euro zurück. Auch 2011 dürften sie der EDA zufolge weiter gefallen sein. (APA/Reuters, 22.3.2012)