Das neue iPad ist seit 23. März in Österreich erhältlich.

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Die Highlights: Höherauflösendes Display und ein neuer Grafikprozessor.

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Das Display lässt keine einzelnen Pixel mehr erkennen.

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Durch einen stärkeren Akku ist das neue iPad (unten) etwas dicker als das iPad 2.

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Auch die Kamera wurde überarbeitet und nimmt nun Fotos mit fünf Megapixeln auf. Im Bild ein Testfoto mit dem neuen iPad.

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Testfoto mit dem iPad 2.

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Grafik-Benchmark-Test mit GLBenchmark.

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Bild nicht mehr verfügbar.

Messungen mit Wärmebildkameras zeigen die stärkere Wärmeentwicklung beim neuen iPad.

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Seit 16. März international auf dem Markt, ist das neue iPad am vergangenen Freitag auch in Österreich gelandet. Apple bessert Produkte in jeder neuen Generation häppchenweise auf. In der zweiten iPad-Runde kam erstmals eine Kamera dazu, allerdings eine schlechte. In der dritten Generation wurde sie nachjustiert. Die Performance des Grafikprozessors wurde erhöht, die CPU ist gleich geblieben. Ein einzelnes Feature gereicht da als Highlight - beim neuen iPad ist es das höherauflösende Display. Aber in Cupertino verkauft man bekanntlich auch kleine Schritte als Revolution, die tatsächlich nur eine logische Weiterentwicklung eines Produkts darstellen. Wie groß der evolutionäre Sprung der jüngsten iPad-Inkarnation ist, zeigt der WebStandard-Test.

Gleiches Design, fast gleiches Gehäuse

Optisch hat sich beim iPad nichts verändert. Das Gehäuse aus Aluminium auf der Rückseite und Glasfront misst nach wie vor 241,2 x 185,7 mm. Mit 9,4 mm hat es in der Tiefe allerdings um 0,6 mm zugelegt. Zudem wiegt das neue Modell mit 652 g (WLAN-Version) bzw. 662 g (WLAN + Mobilfunk) um je 50 Gramm mehr als der Vorgänger. Das ist so viel wie eine halbe Tafel Schokolade und fällt im Alltag kaum auf. Farbwahl (Schwarz oder Weiß) und Buttons (Home, Standby, Lautstärke, Displaysperre/Ton ein/aus) wurden nicht verändert. Das Smart Cover, das laut mehreren Nutzerberichten unter Umständen nicht mehr am neuen iPad funktioniert, verrichtete im Test normal seine Arbeit.

Display

Das Highlight des neuen Apple-Tablets ist, wie bereits erwähnt, das Display. Unverändert in der Größe mit 9,7 Zoll bietet das LED-hintergrundbeleuchtete IPS-Display nun eine Auflösung von 2048 x 1536 Pixel. Das sind insgesamt viermal so viele Pixel wie beim iPad 2 mit 1024 x 768 Pixeln. Die Pixeldichte beträgt beim neuen iPad 264 ppi im Vergleich zu 132 ppi beim Vorgänger.

Retina oder nicht Retina?

Apple drückt dem Screen seinen selbsterdachten Namen "Retina-Display" auf. Obwohl es nach früherer Eigendefinition des Konzerns eigentlich nicht an die Retina-Auflösung des iPhone 4S heranreicht. Beim Smartphone-Display beträgt die Pixeldichte 326 ppi. Da es sich beim Retina-Display jedoch um eine Apple-eigene Bezeichnung handelt, kann der Konzern natürlich auch Displays unter 326 ppi mit dem Terminus vermarkten. Tatsächlich lassen sich einzelne Pixel weder beim iPhone noch beim neuen iPad wahrnehmen.

Fotos und Schriftbild

Die höhere Auflösung des neuen iPads sticht beim Betrachten hochauflösender Fotos und Videos hervor, bei denen Details auch bei höheren Zoomlevel scharf bleiben. Vor allem aber spielt das Display beim Lesen seine Karten aus. Das Schriftbild ist gestochen scharf, sodass selbst kleine Schrift sehr gut erkennbar ist. Beim Betrachtungswinkel hat sich im Vergleich zum alten Modell nichts verändert. Damit besitzt das neue iPad das derzeit beste Display am Tablet-Markt, auch wenn es wie andere Monitore bei direkter Sonneneinstrahlung schlecht lesbar bleibt.

Retina-Apps

Im App Store gibt es bereits mehrere Apps, welche die Retina-Display-Auflösung und die schnellere Grafik ausnutzen. Apple hat die Anwendungen in einem eigenen Bereich im Store zusammengefasst. Dazu gehören neben dem bereits erwähnten Inifinity Blade 2 unter anderem auch Angry Birds Space HD, Twitter, Evernote, Flipboard, NYTimes for iPad, Vimeo, Real Racing 2 HD, Asphalt 6: Adrenaline HD, Pulse News, IncrediBooth und Star Walk. 

Fehlerhafte Anzeige

Bei einigen älteren iPad-Apps kann es hingegen vorkommen, dass sie auf dem neuen iPad-Display fehlerhaft dargestellt werden. Beim Tower-Defense-Game The Creeps HD etwa bleibt die Anzeige weiß. Beim Point-and-Click-Adventure Riddenhurst wird nur ein Ausschnitt dargestellt. In diversen Foren beklagen Nutzer eine fehlerhafte Anzeige noch bei einigen weiteren Apps. Hier bleibt Usern nichts anderen übrig, als auf die Updates der Entwickler zu warten.

Gelbstich

Liegen iPad 2 und das neue iPad nebeneinander bemerkt man auch einen Unterschied bei den Farben. Die neue Display-Generation weist eine 44 Prozentig höhere Farbsättigung auf, was Farben intensiver leuchten lässt. Ein direkter Vergleich beider Tablets fördert einen leichten Gelbstich des neuen Modells zu Tage. Ob man das als störend wahrnimmt, ist subjektiv. Einige Kunden berichten, dass ihre Geräte einen zu starken Farbeinschlag aufweisen. In diesen Fällen sollte das Gerät umgetauscht werden.

Performance

An der Performance des Tablets hat Apple ebenfalls ein paar Schrauben justiert, wenngleich nicht so stark wie beim Display. Der A5-Prozessor wurde zum A5X. Dabei blieb die CPU mit einem 1 GHz getakteten Dual-Core-Chip gleich. Auf den SOC (System on chip) wurde ein neuer Grafik-Prozessor mit vier Kernen gepackt, der laut Apple eine bessere Leistung als Nvidias Tegra 3 bieten soll.

Gleiche CPU-Performance

Zum Vergleich wurden Benchmark-Tests auf dem iPad 2 und dem neuen iPad durchgeführt. Im Geekbench-Test für iOS schneiden beiden Geräte nahezu gleich ab - der Test misst CPU- und Speicher-Performance. Im WebStandard-Test erreicht das neue iPad einen Score von 756, das iPad 2 erreichte 750. Bei seinem dritten Tablet hat Apple knapp doppelt so viel Arbeitsspeicher verbaut.  Geekbench listet beim neuen iPad 988 MB, beim iPad 2 503 MB.

Etwas bessere Grafik

Ein etwas stärkerer Performance-Unterschied ist bei Grafiktests zu verzeichnen. Bei GLBenchmark, der vor allem Auskunft über die Fähigkeiten bei 3D-Grafiken gibt, schnitt das neue iPad bei den einzelnen Tests gleich bis deutlich besser als das iPad 2 ab (siehe Screenhots links). Ein Tablet mit Nvidia Tegra 3 stand der Autorin leider nicht für einen direkten Vergleich zur Verfügung. Laut Vergleichstests von PC-World hat allerdings auch hier das neue Apple-Tablet die Nase vorne.

Stärkerer Akku

Die Leistungssteigerungen bei Display und Grafik fordern natürlich ihren Tribut. So musste Apple einen stärkeren Akku mit 42,5 Wattstunden (statt 25 Wattstunden bei iPad 2) verbauen, der das Gerät wie erwähnt etwas dicker und schwerer macht. Die Laufzeit wird jedoch nicht erhöht. Wie sein Vorgänger hält auch das neue Tablet bis zu zehn Stunden durch.  Bei höherer Helligkeitsstufe und ressourcenintensiven Anwendungen wie Gaming wird die Batterie allerdings schneller ausgesaugt. Bis das neue Tablet aufgetankt ist, dauert es ebenfalls länger: im Test waren es fünf Stunden vom leeren Akku (9 Prozent) bis zu 100 Prozent Ladung. Tauschen lässt sich der Akku vom Nutzer selbst nicht.

Too hot?

In den vergangenen Tagen viel besprochen wurde auch die stärkere Hitzeentwicklung. Apple hat sich bereits zu den Meldungen, dass das iPad ein Hitzeproblem habe, zu Wort gemeldet. Wie zuvor berichtet, heißt es aus Cupertino, dass die Temperaturentwicklung im Rahmen der Vorgaben liegen. Im intensiven WebStandard-Test wurde das Gerät sehr schnell deutlich wärmer als das iPad 2. Konkrete Messungen wurden bereits mehrfach angestellt. So heiß wie manche MacBooks läuft das neue iPad zwar nicht, an einem warmen Sommertag könnte das warme Gehäuse aber durchaus unangenehm werden.

Bessere Kamera

Eine Überarbeitung hat auch die Kamera erhalten. Von der mageren Auflösung und Qualität, die das iPad 2 bei beiden Kameras bot, ist Apple zumindest bei der Hauptkamera auf der Rückseite abgewichen. Diese bietet nun 5 Megapixel, Gesichtserkennung bei Standbildern und Videostabilisierung inklusive. Die Schnappschüsse sind schärfer und detailreicher. Zum Fotografieren und Videos drehen ist das Tabletformat jedoch zu schwer und unanhandlich, sodass man Verwacklungen trotz Stabilisierung nicht vermeiden kann. Die Frontkamera, die hauptsächlich für Videochats via Facetime genutzt wird, ist bei ihrer VGA-Auflösung geblieben. Ein HDR-Modus wie beim iPhone fehlt bei der iPad-Kamera.

Speicherfrage

Wie von den Vorgängern gewohnt, gibt es auch das neue iPad in verschiedenen Gigabyte-Geschmacksrichtigungen: 16, 32 und 64 GB. Wieviel Speicher man für Fotos, Videos, Musik und Apps benötigt, hängt letztendlich von der individuellen Nutzung ab. Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Apps umfangreicher werden. Gerade detailreichere Spiele, die das neue Retina-Display nutzen, können "schwerer wiegen". Kommen ein paar HD-Filme und hochauflösende Fotos hinzu, ist der Speicherplatz von 16 GB schnell voll.

LTE

Wie die ersten beiden iPads ist auch das neue Apple-Tablet entweder nur mit WLAN nach Standard 802.11a/b/g/n oder zusätzlich mit Mobilfunk-Modem erhältlich. Obwohl es in den USA schon mit den schnellen LTE-Netzen genutzt werden kann, muss man in Österreich auf 4G-Geschwindigkeiten verzichten, da LTE am iPad andere Frequenzen nutzt als hierzulande für LTE reserviert sind. Lediglich einen kleinen Performancezuwachs erhält man durch HSPA+, sofern man im Ausbaugebiet wohnt.

Kein WLAN-Problem

Die von einigen Nutzern angemerkten WLAN-Probleme konnten im Test nicht nachvollzogen werden. Hier erzielten sowohl iPad 2 als auch das neue iPad im Test die gleichen Down- und Upload-Raten - überprüft mit der App Speedtest.

Anschlüsse

Daneben stehen zur Datenübertragung Bluetooth 4.0 sowie Apples proprietärer Anschluss mit USB-Adapter zur Verfügung. SD-Kartenslot oder micro-USB-Anschluss sucht man auch beim neuen Apple-Tablet vergeblich. Über den optional erhältlich Digital AV Adapter kann die Anzeige des iPads auf einen größeren Bildschirm oder Fernseher gespiegelt werden. Dabei wird die hohe Retina-Auflösung herunterskaliert.

iOS 5.1

Das dritte iPad wird von Haus aus mit iOS 5.1 geliefert. Ein Unterschied zur iOS-Version am iPhone und älteren iPads ist die neue Sprachfunktion. Anstatt die Sprachassistentin Siri zu portieren hat Apple in die Tastatur eine abgespeckte Diktierfunktion integriert. Dazu tippt man lediglich auf die Mikrophon-Taste, spricht den gewünschten Text und tippt nach Beendigung wieder auf die Taste. Die Verarbeitung funktioniert schnell und bei einfachen (und nicht allzu schnell gesprochenen) Ansagen auch zufriedenstellend. Die Funktion steht aus allen Apps zur Verfügung, in denen auch eine Tastatureingabe möglich ist.

Datenschutz bei der Spracheingabe

Die Funktion muss in den Einstellungen unter Allgemein/Tastatur aktiviert werden und setzt eine Internetverbindung voraus, da die Verarbeitung auf den Servern von Apple passiert. Apple informiert die Nutzer in den Einstellungen, dass sämtliche Spracheingaben, Kontakte aus dem Adressbuch sowie Musiktitel aus der eigenen Musikbibliothek übermittelt werden. Das diene zur bessere Interpretation des Gesprochenen, um es in Text zu wandeln.

Für bessere Ergebnisse gespeichert

Die Daten sollen laut Apple nicht mit anderen Daten verknüpft werden, die dem Konzern aufgrund der Nutzung anderer Dienste vorliegen. Deaktiviert man die Funktion wieder, löscht Apple alle Daten sowie die letzten Spracheingaben. Ältere Spracheingaben, bei denen keine Rückschlüsse mehr auf den Nutzer möglich sein sollen, können zur Verbesserung der Spracherkennung für einen längeren Zeitraum gespeichert bleiben.

Fazit

Wie eingangs erwähnt, ist das neue iPad eine logische Weiterentwicklung zum iPad 2. Das neue Modell bringt konsequente Verbesserungen, die teilweise jedoch nur gering ausfallen. Besitzer des ersten iPads, die den Umstieg auf das iPad 2 ausgelassen haben, werden von Display und den Performance-Verbesserungen überzeugt sein. Die Leistungssteigerung ist im Vergleich zum zweiten Tablet weniger deutlich spürbar. Hier fallen nur Display und Kamera ins Gewicht. Apropos Gewicht: dass das neue Modell aufgrund des Akkus schwerer und dicker geworden ist, überrascht zwar, ist im Gebrauch aber kaum bemerkbar. Je nach Ausstattung mit oder ohne Mobilfunk gibt es das neue iPad zwischen 479 und 799 Euro. (Birgit Riegler, derStandard.at, 25.3.2012)