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In Washington forderten am Samstag 5000 Menschen "Gerechtigkeit" für Trayvon Martin. Viele Teilnehmer der Kundgebung trugen demonstrativ ins Gerede gekommene Kapuzenpullis.

Foto: Reuters/Ernst

Washington/Sanford – Nach dem tödlichen Schuss auf einen unbewaffneten schwarzen Teenager im US-Staat Florida haben am Wochenende erneut tausende Amerikaner für Gerechtigkeit und gegen Rassismus demonstriert. Bei den Protestaktionen unter anderem in Washington, New York, Chicago und Tampa waren viele Teilnehmer mit schwarzen Kapuzensweatshirts bekleidet – ähnlich jenem, das der 17-jährige Trayvon Martin am Tag seines Todes getragen hatte.

Wie DER STANDARD berichtete, war Trayvon am 26. Februar in Sanford, einem Vorort von Orlando, während eines Abendspaziergangs getötet worden. Er war unbewaffnet und befand sich auf dem Weg zur Wohnung der Verlobten seines Vaters, als er erschossen wurde. Der 28-jährige Schütze George Zimmerman, ein Weißer, der in dem Wohngebiet freiwillig Sicherheitspatrouillen durchführte und somit bewaffnet war, gab an, dass er aus Notwehr gehandelt habe. Die Polizei schenkte seinen Angaben Glauben und nahm ihn nicht fest, er wurde nicht einmal beschuldigt. Dabei beriefen sich die Behörden auf das "Stand Your Ground"-Gesetz (Weiche nicht zurück), das den Menschen in Florida – und auch in einigen anderen US-Staaten – ein besonders weit gehendes Recht auf Selbstverteidigung einräumt. US-Präsident Barack Obama hat inzwischen zwar volle Aufklärung gefordert und das Justizministerium bereits Ermittlungen eingeleitet, doch Medien und radikale Gruppierungen heizen Debatte und Proteste weiter an.

Kapuzenpulli soll Mitschuld tragen

Geraldo Rivera, berühmter und berüchtigter TV-Moderator des konservativen Senders Fox News, gibt dem völlig unschuldigen Opfer eine Mitschuld: "Meiner Meinung nach war der Kapuzenpulli, den Trayvon Martin trug, mindestens ebenso für seinen Tod verantwortlich wie der Schütze." Nach Riveras Lesart ist George Zimmerman zwar "ein gefährlicher Mann, der vor Gericht gehört", für das Bedrohungsgefühl aber, das den Mann womöglich zum Schießen verleitet habe, sei nicht zuletzt Trayvon Martins Sweatshirt verantwortlich. Gerade schwarze Eltern und solche lateinamerikanischer Abstammung beschwöre er, "ihre Kinder nicht mit Hoodies (Kapuzenpullis, Anm.) auf die Straße zu lassen". Nach der Sendung brach ein Sturm der Entrüstung über den Starmoderator herein. Internetnutzer fanden Bilder, auf denen Geraldo Rivera selbst Kapuze trägt, außerdem bot sogar Fox News (bis vor kurzem) Hoodies als Merchandising-Produkte an.

10.000 Dollar Belohnung

Eine schwarze Separatistengruppe, die New Black Panther Party (NBPP), wiederum setzte ein "Kopfgeld" in Höhe von 10.000 Dollar (mehr als 7500 Euro) für die "Gefangennahme" Zimmermans aus. Sie veröffentlichte auf ihrer Website ein Fahndungsfoto Zimmermans. In Florida wurde nach Medienberichten ein 68-Jähriger festgenommen, der den inzwischen aus dem Amt geschiedenen Polizeichef von Sanford mit dem Tod bedroht hatte.

Am 10. April wird sich eine Grand Jury (Anklagekammer) mit dem Fall beschäftigen und darüber entscheiden, ob Anklage gegen Zimmerman wegen Mordes erhoben werden soll. Im Internet unterzeichneten rund 1,5 Millionen Menschen eine Petition, in der die Strafverfolgung des Täters gefordert wird. (AFP, dpa, simo/DER STANDARD, 26.3.2012)